Montag, 5. Oktober 2009

Vielen Dank JAPAN








Martina Kurth-Schumacher
30. September 2009
Sulinger Wochenblatt

Samstag, 12. September 2009

A country and his inhabitants



Japanese girl is posing for a picture

Japanese youth hit the streets, Tokyo

China-Town, Yokohama

Geisha posing at a camera session on Shikoku

Prepearing for a ceremony in a street in Kyoto

Donnerstag, 10. September 2009

Impressions of an unforgettable year



 
Japanese traditional seats near Kiyomizudera, Kyoto

Old japanese houses near Umeda, Osaka

Construction workers in America Mura, Osaka

An old bookstore in Osaka

Advertisement at Shimbashi, Tokyo

Chinese nikuman at China-Town, Kobe

Montag, 7. September 2009

Revue

Ich sitze gerade im Flugzeug und habe die Gelegenheit, das ganze Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Es schießen mir die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. Auf der einen Seite ging das Jahr so unglaublich schnell rum. Auf der anderen Seite habe ich so wahnsinnig viele, verschiedene Sachen erlebt. Was erwartet mich zu Hause und wie schnell lebe ich mich wieder ein. Was hat sich verändert? Wie hab ich mich verändert? usw. usw.

Aber noch mal zurück zum Anfang. Was hat man uns nicht alles an der Hochschule über Japan beigebracht, von Freunden gehört oder sich für Vorstellungen gemacht. Stimmen die vielen Vorurteile? Wie kommt man mit der Verhaltensweise der Japaner und den Kulturunterschieden klar? Natürlich hat sich vieles bestätigt. Jedoch ist es immer anders, wenn man es life, real erlebt. Die Japaner vermeiden NEIN zu sagen. Sie nicken nach jedem Satz bestätigend und JA, Japaner sind die wohl höflichsten Menschen der Welt. Anderes hat sich wiederum gar nicht bestätigt. Jeden Tag Sushi oder Hunde, Katzen, Schlangen zu essen, da von vielen Westlern mit China gleichgesetzt, ist ein riesiger Trugschluss.

Japan ist in so vielen Dingen so unglaublich anders. Ich meine man kommt am Flughafen an und muss erstmal doppelt so viele Papiere ausfüllen wie überall anderswo, da die Sicherheit hier "zu" groß geschrieben wird. Dann wird man doch ernsthaft gefragt, ob man Waffen, Drogen oder ähnliches mit sich führt. Puh, alles geschafft, die Panzerfaust diesmal zu Hause gelassen. Jetzt muss ich erstmal auf Toilette. Was ist das!? Wo spüle ich denn hier. Die ganzen Knöpfe und ich kann nichts lesen. Wozu habe ich denn schon zwei Jahre Kanjis (Japanische Schriftzeichen) gepaukt. Muss ich mich hier erst einloggen, bevor ich mein Geschäft verrichten kann?? Bei Berührung des Klodeckels geht der doch von selber hoch. Ist ja gut ich fass nichts mehr an.

Nach einigen Wochen Eingewöhnungsphase ließ sich ein regelmäßiges Studentenleben an der Dokkyo-Universität in Saitama führen, bei dem es aber immer neue und interessante Sachen zu erleben und zu entdecken galt. Das Praktikum bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft war ein erneuter Sprung ins kalte Wasser. Statt internationales Wohnheim Gastfamilie, statt Uni-Alltag Arbeitsalltag. Jetzt hieß es erneut Freunde finden, mit anderen Menschen klarkommen und seinen Alltag gestalten.

Natürlich gab es unzählige überraschende sowie positive als auch negative Momente, die mich aber alle an Erfahrung reicher gemacht haben. Wenn man feststellt, das in dem Pappbrötchen, dass man sich im Supermarkt gekauft hat, eine pappsüße Puddingmasse drin ist kann das einem schon mal den Appetit verderben. Auch Brötchen aus Reis mit Soja-Soße hat das Land zu bieten. Von vergiftetem Fisch (Kugelfisch) und sämtlichen Innereien als Eintopfform mal ganz abgesehen. Wenn man im Frühling kalten Kaffee oder Soba-Nudeln mit Eiswürfeln serviert bekommt, guckt man auch erstmal doof. Am Abend im Internet einen Flug für den nächsten Morgen um 8 Uhr zu buchen, den dann am gleichen Tag eben in irgendeinem Convenience Store, der 24 Stunden geöffnet hat, zu bezahlen und dann noch am Flughafen per Automat einzuchecken ist dagegen auch Japan.

Es war wohl eine der besten und richtigsten Entscheidungen meines Lebens dieses Auslandsjahr anzutreten. Ich habe so viele verschiedene Menschen kennengelernt, so viele interessante Tempel und Schreine besucht, so unglaublich viele verschiedene Köstlichkeiten gegessen, eine unglaublich interessante Kultur kennengelernt und musste mich überall durchkämpfen und (fast) alles selber organisieren. Und das in einer fremden Sprache. Ich denke ich werde mein Leben lang von diesen Erfahrungen und Erlebnissen zehren und noch oft an dieses Jahr zurückdenken.

Dienstag, 1. September 2009

Okinawa 沖縄 – traumhafte Strände, kristallblaues Meer und wunderschöne Aussichten

Zum Abschluss meines Auslandsjahres, nutzten Momoko und ich die Gelegenheit, die Ryukyu-Inseln zu bereisen. Nur leider war die Jahreszeit nicht ganz optimal, da es Hochsommer in Japan war. Die Ryukyu-Inseln sind eine Inselgruppe im Pazifik, zu der auch die Präfektur Okinawa gehört. Die letzte, südwestlichste, noch zu Japan gehörende Insel, liegt nur 125 km von Taiwan entfernt. Es herrscht in dieser Region subtropisches und humides Klima mit Jahresdurchschnittstemperaturen von ungefähr 21 Grad.
Im 2. Weltkrieg hat die USA Okinawa besetzt und es ging erst 1972 an Japan zurück. Noch heute befinden sich einige US-amerikanische Militärstützpunkte auf den Inseln. Aus diesem Grund und aus der Tatsache, dass die Ryukzu-Inseln einmal ein eigenes Königreich waren, lässt sich erklären, dass die Bewohner eine ganz eigene Kultur, Sprache und Lebensweise haben.
Unsere Reise ging zwangsweise über Naha, die größte Stadt der japanischen Präfektur Okinawa. In Naha haben wir einmal übernachtet und sind am Abend die Kokusaidori, die internationale Straße, entlanggelaufen. Auch wenn ich von einigen im Voraus gehört hatte, dass Naha sich nicht sonderlich von den Städten des japanischen Festlandes unterscheidet, ließen sich doch einige Unterschiede ausmachen. Zum Beispiel waren die Gebäude oft in weiß gehalten, was mich ein klein bisschen an Bilder aus Griechenland erinnerte. Des Weiteren ließ sich viel mehr Grün in den Straßen ausmachen als ich es von Tokyo und Osaka gewohnt war. Auch die Kokusaidori bot, mit dem buntem Flair, der Okinawa-Musik und den vielen verschiedenen Südfrüchten und Süßigkeiten ein besonderes Urlaubsfeeling.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Schiff nach 阿嘉島Akajima, eine kleine Insel, ganz weit weg von Hochhäusern, Lärm, Straßenbahnen und Hektik. Hier leben gerade einmal 300 Menschen. Am kleinen Hafen angekommen wurden wir von einer Obachan abgeholt, bei der wir für die nächsten Tage ein Tatami-Zimmer gemietet hatten. In einer wunderschönen familiären Atmosphäre bekamen wir hier morgens und abends Spezialitäten, wie sashimi, goya, Sojaprodukte und Nori (Algen) aus Okinawa serviert. Oishii, einfach hervorragend und diese Vielfalt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der auf Okinawa lebenden Menschen ist übrigens weltweit am höchsten (Frauen 86, Männer 78 Jahre).
Nachdem wir, bei unserer Ankunft, schnell unsere Rucksäcke in unser kleines Zimmer geschmissen haben, fuhr uns die Obachan zu einem der vielen Strände, wo wir uns so schnell es ging, da vor Hitze kaum auszuhalten, ins Wasser stürzten. Endlich, ein unglaubliches Gefühl von Freiheit, Gelassenheit und Ruhe. Mitten im Pazifik und das Wasser ist so angenehm warm. Für mich unbegreiflich. Überlebensweste, Schwimmflossen und Taucherbrille mit Schnorchel ließen sich an einem kleinen Stand ausleihen. Aufgrund des unglaublich klaren Wassers, ist es ein Paradies für Taucher. Da es ein reines Vergnügen war, die Unterwasserwelt zu beobachten, verbrachten wir die meiste Zeit der ersten beiden Tage nicht nur am Strand, sondern mit der Taucherbrille unter Wasser. Die knallende Sonne und die schwülen Temperaturen außerhalb des Wassers sind so wieso nicht lange zu ertragen. Leider knallt die Sonne auch durch das Wasser und somit holte ich mir einen echt fiesen Sonnenbrand und Momoko aus ungeklärten Gründen eine Art Ausschlag an ihren Beinen. Damit sind wir bei der Kehrseite der Medaille.

Somit entschieden wir uns für eine
シュノーケリング shunorukuringu-Pause (Schnorchelpause) und setzten mit einem kleinen Kutter auf die Nachbarinsel Zamami 座間味über. Dort ging es dann mit einem kleinen Daihatsu Mietwagen (mit Klimaanlage) um die Insel zu sämtlichen Aussichtspunkten. Einfach herrlich diese Ausblicke.
Den letzten Tag auf der kleinen Insel ließen wir am Strand bei Sonnenunterga
ng mit einem herrlich kühlen Orion, Okinawa-Bier ausklingen.
Okinawa ist Japan mal ganz anders. Die Ruhe, die unglaublich freundlichen Menschen, wunderschöne, romantische Sonnenuntergänge und das Karibik-feeling mit der Okinawa Musik untermalt.
Der kleine Ort auf Akajima
Aussicht von unserer Pension

Samstag, 22. August 2009

Wagasa

My classmate Florian works for a traditional Japanese company in Kyoto as an internship. The small atelier-like company which is producing wagasa, Japanese-style umbrellas offers a workshop to experience making and creating a mini wagasa. These beautiful wagasa that we first saw in the internet attracted Momoko and me to make an attempt to design our own wagasa.

When we entered the shop we saw various kinds of beautiful umbrellas and lamps. The material of each kasa, umbrella seemed different. Some were made of washi, paper for rain, others of fabric for the sun. Many Japanese women are protected by a black higasa, sun umbrella to avoid a suntan. They can not believe that western girls like to get browned by the sun. On the other hand for western people it is hard to understand that Japanese people use an umbrella against the “lovely” sunshine. But in Japan the sunshine in the humid summer is not always lovely!


Florian explained to us how to make the wagasa step by step. The process was not that difficult but it required an elaborated work. It took us one and a half hour to complete the wagasa. Our naked umbrella-forms changed little by little into wonderful small cute Japanese-style umbrellas. We could also see the other atelier rooms where we saw a 2 diameter wagasa! This wagasa is used for a tea ceremony. Unfortunately there are not so many people who are using wagasa nowadays, so the company came up with some new ideas like lamps with the same material, washi.
It was a good experience to make our own Japanese-style umbrellas and to see all the different umbrellas and lamps in so many varieties of wonderful styles and colours.
Momoko and Marius

Samstag, 1. August 2009

Shibuya, Shibuya ...



„Shibuya, Shibuya“ hallt es aus den Lautsprechern beim Aussteigen aus der Yamanoto-Linie. Shibuya, neben Tokyo, Ueno, Shinjuku und Ikebukuro der 5. große Eckpunkt der Millionenmetropole Tokyo und ich wohne nur 15 min. per Bahn entfernt. Jeden Tag fahr ich am Shibuya Bahnhof vorbei (zum Glück muss ich nicht umsteigen). Die berühmte Shibuya Kreuzung, die schon seit eh und je nicht nur japanische Zeitschriften verziert. Es überqueren diese Kreuzung bei jeder Ampelphase Tausende von Menschen. Als ich das erste Mal auf dieser Kreuzung stand lief es mir kalt den Rücken runter. Man steht inmitten von Menschenmassen, umringt von Hochhäusern, mit Werbeplakaten verziert und es dröhnen laute Werbevideos von oben herunter. Nicht umsonst ist in Shibuya eine der größten Leinwände der Welt und der Starbucks, der weltweit am meisten Umsatz macht.



Der bekannte Treffpunkt am Bahnhof Shibuya ist der Hachiko, die Statur des Hundes, der jahrelang sein Herrchen, auf dem Weg zur Arbeit, zum Shibuya Bahnhof begleitet hat. Als sein Herrchen gestorben war, ist der Hund trotzdem noch jahrelang jeden Tag alleine zum Bahnhof gelaufen.

Wenn man sich beim Hachiko um 7 Uhr trifft und denkt, es ist überall so voll von Menschen aufgrund der Rushhour, der wundert sich wenn er spät abends, nach Izakaya, Bar, Purikura usw. zurückkehrt, wenn es gegen 12 Uhr immer noch genauso voll von Menschenmassen ist.

Obwohl ich zum Essen gehen Shibuya weitestgehend gemieden habe, bin ich das eine oder andere Mal mit meinem bulgarischen Kommilitonen Orlin, durch die Bars, Purikura-Spielhallen, Geschäfte und Discos gezogen. Ob zum Leute kennen lernen, Schnapsleichen ausfindig machen, Feierabend Bier trinken, die Leute in ihren manchmal so schrillen Klamotten zu beobachten oder einfach das unglaubliche feeling einzusaugen.
Auch wenn ich kein Großstadtmensch bin, werde ich diese Atmosphäre vermissen. Die Werbeflut, die auf einem einprasselt, die Menschenmassen und die Durchsagen am Bahnhof, besonders die geile Musik der Yamanoto-Linie, die von Bahnhof zu Bahnhof verschieden ist, ist für mich ein Stück Alltag geworden. Die Yamanote-Linie ist die Rundlinie um den Stadtkern Tokyo. Um die Komplexität des gesamten Bahn-Systems in Tokyo zu verstehen, habe ich einen Metro-Plan hochgeladen. ;-) Jedoch benutzen die Japaner gar keine Metro-Pläne, sondern fahren nach ihrem keitaidenwa, nach ihrem zuverlässigen Handy, das mit Internet, Navigationssystem, Wettervorhersage, Bahn Fahrzeiten, E-Mail-System und vieles mehr ausgestattet ist.

Bahnhof Akihabara

Die Japaner, fangen um halb 10 an zu arbeiten, dann arbeiten sie bis abends 8 oder 9 durch, dann hauen sie sich mit ihren Arbeitskollegen in 2 Stunden die Hucke voll und pennen sich dann einen im Bahnhof. Naja, wenigstens hat Orlin einen neuen Freund gefunden.


"Der Schläfer"
In der Metro in Japan ist immer jeder Japaner beschäftigt. Wenn er nicht schläft, liest oder sich unterhält, dann ist er mit seinem Handy oder sonstigen Spielkonsolen
usw. beschäftigt. Manchmal gucken sie auch Nachrichten oder Baseball Spiele übers Internet. Der Grund sind die langen Pendelzeiten und das die Japaner jede Zeit "sinnvoll" nutzen wollen.

Samstag, 25. Juli 2009

Von einer Kuhglocken-Sammlung bis zur Zeichnung des Bahnhofs Shinjuku

Eine Einladung eines Oji-san, eines älteren Herren, der mit Mitte 70, so ziemlich die ganze japanische Nachkriegszeit, mit Ausnahme der Zeit in der er in Deutschland gelebt hat, durchgemacht hat, konnte ich natürlich nicht ablehnen.
Er wohnt mit seiner Frau in Kodaira 小平, westlich von Tokyo. „Früher standen hier nicht so viele Häuser. Zwischen den einzelnen Häusern waren überall noch tanbo 田んぼ, Reisfelder zu sehen“ sagte Sato-san ein bisschen traurig als er mich vom Bahnhof abholte. Das Haus des netten Ehepaares war, von außen betrachtet, ein typisch japanisches Haus, relativ schmal, mit zwei Stockwerken und dünnen Wänden. Im Inneren jedoch ließ sich ein klarer Einfluss aus Deutschland bemerken, denn sie haben über 10 Jahre in Düsseldorf gelebt. Ein großer Teppich, wie er bei meiner Oma immer gelegen hatte, schmückte den Boden. Es gab Zwetschgenkuchen mit Zuckerguss zum Kaffee und ich bekam Bilder aus den Jahren gezeigt in denen sie in Deutschland gelebt haben.
Dann haben wir Sumo im Fernsehen geguckt und Sato-san hat mir selbstgemalte Bilder gezeigt. Denn seit dem er pensioniert ist widmet er sich voll und ganz seiner Leidenschaft. Dem Zeichnen und Malen von Bildern. Das für mich am meisten beeindruckende waren die Zeichnungen, die nur in schwarz-weiß, von Standorten mit altem Flair aus Tokyoter Stadtteilen wie Shinjuku, Asakusa oder Ueno stammen.
Zum Abendessen gab es Tonkatsu 豚カツ, paniertes Schweinefleisch und Gemüse mit Salat, Miso-suppe und verschiedene Soßen. Zum Nachtisch, kuri , süße Esskastanie. Anschließend zeigte Sato-san mir noch seine Kuhglocken-Sammlung. Was? Ja richtig Kuhglocken-Sammlung. Glocken aus Österreich, der Schweiz, aus Nepal, China, Indien, ja sogar aus Afrika. In Afrika sind es allerdings Elefantenglocken.
In einem anderen Regal befanden sich, in Miniatur nachgestellte, über 100 Jahre alte, Möbel, Lebensmittel, Stäbchen, japanische Teebecher und deutsche, französische sowie japanische Puppen. Jedoch schön nach Ländern getrennt. Man kam sich vor wie in einer Art privatem Museum.

Es war sehr interessant und beeindruckend das nette Ehepaar zu besuchen. Wir haben die meiste Zeit in Japanisch kommuniziert. Nur hin und wieder hat Sato-san sein Deutsch ausgepackt. Seine Frau jedoch blieb standhaft beim Japanisch und redete und erklärte so viel, dass ich abends richtig ermüdet zurückgefahren bin. Ich freue mich, dass ich in diesem unglaublichen Jahr, so viele unterschiedliche Bekanntschaften machen kann.

Go spielen mit Yoshida-san

Go – Was ist das?

Ich hatte davon gehört. Ein in Japan sehr beliebtes Brettspiel, das eine lange Tradition hat. Yoshida-san, ein netter älterer Herr, der bei der JDG Deutsch lernt, nahm mich an einem Nachmittag mit um mir die “Go – Hall of fame“ von Tokyo zu zeigen. Hier finden regelmäßig Profi-Turniere statt und wir konnten nicht nur Go-Spielern zugucken sondern auch das Museum besuchen.
Go ist ein sehr altes, strategisches Brettspiel für zwei Spieler und kam aus China nach Japan. Man spielt mit schwarzen und weißen Steinen. Ziel ist es mit seiner Farbe möglichst große Gebiete zu kontrollieren. Yoshida-san erklärte mir, dass es beim Go-Spiel unzählige Spielvarianten gibt und dass man nie ausgelernt hat. Es ist so komplex, dass man sich sein Leben lang verbessern kann. Die Grundregeln des Spiels sind jedoch leicht zu erlernen und Yoshida-san hat mich in die Kunst des Go spielen eingewiesen.
 
Go unterscheidet sich von westlichen strategischen Brettspielen, wie z.B. Schach, im Folgenden. Es ist nicht das Ziel den Gegner komplett zu schlagen, schachmatt zu setzen, sondern es geht darum am Ende ein größeres Gebiet zu besitzen und somit die größere Punktzahl zu erreichen. Der Verlierer wird niemals ganz geschlagen, er hat am Ende nur eine geringere Punktzahl. Auch dass das Spiel zu Ende ist, wenn beide Spieler nacheinander passen, spricht für die sanfte Philosophie des Spieles. Es wird keiner zu einem Zug gezwungen.
Ich fand es sehr spannend und interessant die, zumeist älteren Herren, beim Go spielen zu beobachten. Bei einem Go Spiel ist es ruhig und jeder ist sehr konzentriert.

Vielen Dank an Yoshida-san für den Einblick in die so alte und trotzdem so moderne Kultur des Go-Spieles.

Samstag, 18. Juli 2009

Meine Futsal Sayonara Party



Nun ist es schon 6 Monate her, seitdem ich die Dokkyo-Universität und meinen Futsal-Circle verlassen habe. Dennoch haben sie eine Sayonara-Party für mich organisiert. Das hat mich sehr gefreut und bedeutet dass die Zeit beim Esperanza Futsal Circle nicht nur für mich unglaublich spannend, ergreifend und schön war, sondern dass auch die Jungs und Mädels viel Spaß daran hatten mit einem Ausländer Fußball zu spielen, Bier und Sake trinken zu gehen und ihren Horizont über die deutsche und westliche Welt zu erweitern.
Denn einige Studenten des Esperanza Futsal Circles der Dokkyo-Universität studieren ja schließlich auch Deutsch. Das „Do“ aus dem Dokkyo ist übrigens von dem Wort „doitsu“, abgeleitet was Deutschland bedeutet. Das „kyo“ steht für Zusammenarbeit, Kooperation. Das Wort „doitsu“ kommt auch aus dem Westen aber nicht von uns Deutschen oder wie die meisten Fremdwörter aus dem Englischen oder Portugiesischen sondern von den Holländern. (holl: Duitsland)
Am 04. Juli also ging es dann zurück in die alte Heimat nach Matsubaradanchi. Am Bahnhof holte mich der captain, Shima ab und wir gingen zum nahegelegenem Izakaya, das nicht eins der üblichen Izakaya-Ketten, mit zumeist sogenannten „frozen food“ oder zumindest einfachen, oft nicht sehr leckerem Essen war, sondern ein uriger Schuppen in dem überwiegend ältere Japaner saßen. Im Obergeschoss des alten Gebäudes hatten sie einen Tatamiraum für den heutigen Abend angemietet.
Die schmale schäbige Wendeltreppe hoch, rein in den Tatamiraum und die Sitzposition auf einem der, auf dem Tatami liegenden Kissen eingenommen, wurde ich freundlich von meinen ehemaligen Kollegen begrüßt. Dann ging es auch gleich los mit reichlich Bier, Hähnchenfleisch, Sushi, Salat usw. Nach ca. einer halben Stunde bat Schima-san um Ruhe und sprach ein paar Abschiedsworte. Dabei übergab er mir eine Art „kleine Gedenktafel“ mit Unterschriften und kleinen Botschaften. Nun hatte ich das Wort und bedankte mich ebenfalls für die tolle Zeit.
Es gab wie immer viele Fotos zu schießen, es wurden wilde Trinkspiele gespielt und ich wurde mit Fragen gelöchert. Auch die ichinensei, die neuen Studienanfänger, die sich für Deutsch als Fremdsprache entschieden haben, hauptsächlich Mädchen, kamen zu mir um ihre ersten Worte Deutsch an mir auszuprobieren. Das ist immer sehr witzig. „Ichi heißi Yuki...“...oder „Wihi alto sindo sihi...“Der Klassiker, der dann meistens von den Jungs kommt ist: „Ichi liebe dichi“
captain Shima-san

Ich denke ich werde den Esperanza Futsal Circle nie vergessen, weil es einfach so sehr anders war als ich es bisher kannte und man in die Verhaltensweisen und Gewohnheiten der jungen japanischen Studenten gucken konnte. Die ständigen Fotos, das sich immer wiederholende Nachschenken des Bieres beim Sitznachbarn, die interessierten und zu tief greifenden Fragen über mein Privatleben und das Verändern der Sprache, ins „höfliche“ Japanisch, wenn sich ein Student z.B. aus dem ersten Semester mit einem aus einem höheren Semester unterhält. Auch dass die Frauen in Japan immer mit der Hand vor dem Mund lachen oder dass man, was für mich schon zur Gewohnheit geworden ist, immer die Schuhe auszieht bevor man den Tatamiraum oder überhaupt irgendeinen Raum betritt. Nicht zu vergessen, die fremde Sprache, die dunklen Haare, die platten Gesichter und die Größe der Japaner.
VIELEN DANK an den Esperanza Futsal Circle für die tolle Zeit, für das freundliche Aufnehmen und dafür, dass ich behandelt wurde wie jeder andere, meistens zumindest, und nicht wie der Ausländer.