Freitag, 29. Mai 2009

Sanja-Matsuri 三社祭りin Asakusa 浅草

Eins der größten schintoistischen Feste in Tokyo ist das Sanjo-O-Matsuri. Das Fest wird veranstaltet zum Andenken der drei Gründer des Senso-ji, des Tempels in Asakusa. In Japan findet man oft einen Tempel und einen Schrein auf einem Fleck. Viele Japaner fühlen sich sowohl zum Schintoismus als auch zum Buddhismus hingezogen und gehören auch beiden Religionen an. Das Festival findet jedes Jahr am 3. Mai-Wochenende statt.

Am Sonntag gegen Abend habe ich mich mit ein paar Japanern getroffen um zuzusehen wie einer der 3 Mikoshi神輿, tragbarer Schrein, zurück in den Tempel Senso-ji gebracht wird. Dies sollte allerdings erst gegen 8 Uhr geschehen daher haben wir uns zuvor durch die Menschenmassen gequetscht und die Tempelanlage angeguckt und an den kleinen Buden hier und da etwas gegessen. Anschließend sind wir noch in ein Yakitori-Laden 焼き鳥(Hähnchenspieße) gegangen wo uns ein Ojisan 伯父さん(älterer Herr) versucht hat die Kultur und den Grund des Festes näher zu bringen.

Die Hauptaussage die bei mir hängen geblieben ist, ist dass in jedem Land schon von je her ein Kräftemessen der Männer stattgefunden hat. So wie z.B. das Stier jagen in Spanien gibt es in Japan auch religiöse Feste bei denen die Manneskraft und viel Mut gefragt ist. Eine etwas ungewöhnliche aber sehr interessante Betrachtungsweise.

Bei dem Sanja-Matsuri werden die großen schweren tragbaren Schreine den ganzen Tag von verschiedenen Gruppen, die traditionelle Kleidung tragen, durch die Straßen gewuchtet Dabei geht es gar nicht mal immer um die Entfernung Zwischendurch tragen sie die mit gold beschmückte riesige Truhe von einer Kreuzung zur nächsten und zurück und bleiben immer auf den Kreuzungen stehen und schaukeln die Truhe hoch und runter. Hierbei werden, unter Jubeln der Zuschauer und Touristen, laute Gesänge ausgestoßen. Aufgrund der heftigen Schaukelei soll die Kraft des Kami (Gott) der symbolisch in dem Schrein sitzt intensiviert werden. Dies wiederum soll dann Glück bringen.

Ein sehr interessantes und witziges Schauspiel. Viele Japaner nehmen dies auch als Grund Bier zu trinken, sich zu verkleiden, halb nackt rum zu laufen und oder sich ein bisschen daneben zu benehmen.

Hierzu 2 Videos:


Ein kleiner Mikoshi in einer Seitenstraße.


Mikoshi wird durch das berühmte Tor getragen.

Freitag, 15. Mai 2009

Kyoto, Tradition und Moderne

Da, wenn man über Japan spricht, der Stadt Kyoto immer ganz besonderen Wert zugemessen wird, habe ich mal versucht den Charakter und die Bedeutung der Stadt in einem Bericht zusammen zu fassen
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Kyoto, einst die Hauptstadt Japans (794 bis 1869), liegt in einem Tal und ist von einigen Bergen umgeben. Dies führt jedes Jahr zu einem extrem heißen Sommer und zu kühlen Wintermonaten. Wie viele andere Städte ist die Stadt im Schachbrettmuster angelegt und liegt auf der Hauptinsel Honshu.
Nirgendwo sonst kann man so viele Tempel und Schreine bestaunen wie in Kyoto. Bei einem Besuch im Tempel werden die Schuhe ausgezogen und man kann für ein paar Minuten die Hektik und den Stress entfliehen der sonst in Japans Städten überall unübersehbar und unausweichlich ist. 
Auf meinen täglichen morgendlichen Weg zur Arbeit in Tokyo hetzen die Japaner an mir vorbei als wenn sie allesamt zu spät dran wären. Nicht selten legen sie, auch trotz Stöckelschuhen, auch mal einen kleinen Joggingmarathon ein. Man wird quasi mitgerissen und geht selber auch schnell und zügig. Manchmal versuche ich mich bewusst zu bremsen und sage mir: „Hallo du bist nicht zu spät, und außerdem kein Japaner“.
Zurück nach Kyoto, zurück in die Ruhe und Stille eines alten Tempels sofern er nicht gerade überlaufen ist von Touristen. Einige dieser Tempel und Schreine in Kyoto zu besuchen lohnt, denn nirgendwo sonst gibt es so viele, gut erhaltene, strahlende und schöne Tempel und Schreine in Japan. Während Tokyo das politische und wirtschaftliche Zentrum ist, ist Kyoto das traditionelle, kulturelle und historische Zentrum Japans. Jedoch unterscheidet sich Kyoto auf den ersten Blick kaum von anderen Großstädten in Japan (1,4 Mio Einwohner). In der Innenstadt drängen sich die Menschen durch die Straßen, es herrscht viel Verkehr, es dröhnt die Musik aus den Pachinkohallen, es gibt viele moderne Einkaufspassagen und auch hier beherrscht der Hightech den Alltag.
Die Tempelanlagen Kyotos an den Bergen mit den dazugehörigen Parkanalgen dagegen, können zu bestimmten Jahreszeiten, wie zur Kirschblüte oder wenn es schneit, wie wunderschöne Märchendörfer wirken. Neben den großen Tempelanlagen sind auch die kleinen Straßen und Viertel einen Besuch wert. Zum Beispiel im Stadtviertel Gion sind noch viele alte und exklusive Teehäuser, traditionell japanische Restaurants, washoku, und Geisha-Ankleidhäuser zu finden. Mit ein bisschen Glück, oder zur richtigen Zeit, kann man hier und da auch eine Geisha oder zumindest eine Maiko (eine junge, lernende Geisha) erspähen।

Die washoku’s sind oft, in mit Holz betäfelten Häusern, in den Seitenstraßen versteckt. Man ißt auf dem Tatamiboden und ist von den anderen Gästen durch Schiebewände, den so genannten Shoji, getrennt. Allerdings ist das Essen in einem washoku auch ein sehr teures Vergnügen.
Auch im Kern der Stadt kann man, neben den modernen bunten und überlaufenden Straßen, kleine enge Gassen entdecken mit alten Holzhäusern, Läden die traditionelles Handwerk verkaufen und kleine angelegte Flüße, an den sich Kirschbäume reihen. Auf der einen Seite die kleine, ruhige Straße und die Bäume, auf der anderen Seite direkt an den Fluß eine Häuserreihe. Viele der Häuser sind kleine Restaurants und Cafes. Es hat durchaus ein romantisches Flair. Auch kleine versteckte Tempel in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und wunderschön gestaltete Gärten die, wie mir ein weiser Japaner erklärte zu jeder Jahreszeit schön aussehen verzieren das Stadtbild.
Kyoto, die Stadt der vielen Tempel, Kyoto das traditionelle Japan ist für einen Japanbesuch unvermeidbar. Es gibt nicht nur schöne Tempel und Schreine sondern auch alte traditionelle Häuser, kleine Gassen, eine große Essensvielfalt und vieles mehr zu entdecken. Die Bewohner der Stadt gelten als konservativ, traditionell und sind stolz auf ihr Dialekt, ihre traditionelles Handwerk und ihre jahrhundertealten Tempel.

Samstag, 2. Mai 2009

Meine Eltern in Japan

Endlich war es so weit und ich konnte meinen Eltern mein wunderbares, schönes aber auch verrücktes und hektisches Japan zeigen. Ein Land in dem man in der überfüllten Metro mit offenen Handtaschen fahren kann ohne Angst haben zu müssen, dass etwas geklaut wird. Ein Land, das es versteht Tradition und Moderne zu verbinden. Ein Land, in dem die Toiletten eine Sitzheizung haben. Ein Land, in dem das Wahrzeichen, der Fuji-san, nicht als Berg sondern als einer von uns, also als Mensch wahrgenommen wird. Und auch ein Land, in dem die Menschen jeden Tag zu Millionen in die Geschäftsviertel von Tokyo strömen. Allein am Bahnhof Shinjuku werden jeden Tag 3,5 Millionen Menschen abgefertigt.
Zuerst haben wir uns für ein paar Tage die Sehenswürdigkeiten in Kyoto angeguckt Anschließend sind wir nach Tokyo gefahren und meine Eltern konnten ein paar Tage bei meinen Gasteltern in Wakabayashi (westlich von Shibuya) übernachten. Nach dem Wahnsinn Großstadt Tokyo haben wir uns noch ein verlängertes Wochenende auf der Insel Shikoku gegönnt, bevor meine Eltern sich wieder auf den Weg nach Hause gemacht haben.

Okonomiyaki in Kyoto
In einer ruhigen Seitenstraße von Kyoto haben wir ein sehr schönes Erlebnis in einem Okonomiyaki Restaurant gehabt. Okonomiyaki ist „bake as you like“ oder „Japanische Pizza“. Es wird auf einer freien, großen Kochplatte Kohl, Fleisch, Nudeln oder eben as you like in einer Teichmischung gebacken. Am Ende kommt das I-Tüpfelchen die süße Sauce. Das ganze wird dann noch mit etwas Mayo und Kotsuobushi (getrockneter und zerriebener Fisch) verziert. Durch die Hitze bewegt sich der getrocknete Fisch. Wir waren kaputt vom vielen Sightseeing und hatten ein bisschen Hunger. Jedoch war es halb drei und keine Essenszeit. Dennoch wurden wir freundlich begrüßt und das junge Paar machte uns unglaublich leckeres Okonomiyaki. Obwohl wir die einzigen im Restaurant waren hat es sehr viel Spaß gemacht und wir haben uns mit dem jungen Pärchen, das das Restaurant betreibt gut unterhalten. Aus einem kurzen Mittagssnack wurden 2 Stunden mit Unterhaltung, Staunen über die Zubereitung von Okonomiyaki und Kulturaustausch.
 
Yakitori in Ueno
Nach langen Bummeln durch die engen Straßen im Tokyoter Stadtteil, Ueno, mit Fischständen und Klamottenläden wollten wir eine Kleinigkeit zu Mittag essen. Mein Vater war ganz scharf auf diese Hähnchenspieße. Er meinte natürlich Yakitori. Also suchten wir einen alten typischen Yakitori-Laden. Leider war der kleine Laden völlig überfüllt doch die Bedienung schickte uns etwa 50 mtr. in eine Seitenstraße wo der Laden einen zweiten Standort hatte. Wir aßen einige Spieße mit Flisch, Lauch, Shitake usw. Mein Vater redete die ganze Zeit davon, dass zu solchen, auf den Grill zubereiteten Spießen jawohl ein ordentliches Bier gehört. Er hatte zwar recht aber meine Mutter und ich wollten nicht schon wieder Bier. Und dazu noch zu Mittag. Also haben wir ihm geraten, er solle doch Bier bestellen aber wir möchten nichts. Gegessen, bezahlt und kurz vorm aufstehen, saß sich ein älteres Ehepaar an unseren Tisch an dem vorher einige besoffene Japaner saßen die sich mit Sake am Leben erfreuten Irgendwie kam es dazu, dass wir mit dem Ehepaar ins Gespräch kamen Keine 10 min später standen drei große Flaschen Bier auf dem Tisch Mein Vater zeigte Fotos aus Stocksdorf und wir saßen mit den beiden zusammen und haben immer wieder angestoßen. Ich habe als Dolmetscher fungiert und wir versackten regelrecht in den urigen, traditionellen und verratzten Yakitori-Laden.

Unagi (Aal) essen mit meiner Gastfamilie
Besuch bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft
Mama mit zwei traditionell gekleideten Japanerinnen
Relaxen nach einer Teezeremonie inTakamatsu (Shikoku)
Papa und mein Freund Tetsuya in einem alten Restaurant unter den Bahnlinien

Freitag, 1. Mai 2009

Wie die Kirschblüte ein ganzes Land in den Ausnahmezustand versetzt

Die Kirschblüte ist ein unglaubliches und zugleich ein, in solchen Maße nur in Japan statt findendes Ereignis. Da alle Japaner ihre Fotoapparate raus holen und die Zeitungen voll mit Berichten stehen habe ich auch einen kleinen Bericht zum Thema geschrieben।
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Wenn in Japan die Hanami-Zeit, zu Deutsch: „Blüten bestaunen“, ansteht, spielt das Land regelrecht verrückt. Wenn man im Handy den Wetterbericht aufruft, wird man schon Monate vorher Informationen über den vermeidlichen Start der Kirschblüte finden. Im Fernsehen kann man Sondersendungen verfolgen, die sich stundenlang mit nur dem einen Thema beschäftigen.
Jedes Jahr im Frühjahr verzieren die zarten Blüten die abertausend Kirschbäume in Japan. Zuerst gehen sie im Südwesten des Landes auf. Wenn dann einige Wochen später die letzen Bäume im Nordosten, des über 3000 km langgezogenen Inselreiches, auch rosarot und weiß verziert sind, sind die Kirschblüten im Südwesten schon wieder abgefallen. Als Tourist ist es sehr schwer die richtige Zeit abzupassen. Denn je nach Wetter, ist der Start und die Länge, in der man die prächtigen Blüten bestaunen kann, zeitlich nicht genau bestimmbar. Die Erfahrung zeigt, dass z.B. auf der Hauptinsel Honshou Ende März, Anfang April, die Chance wohl am Größten ist, die volle Blüte zu erleben.
Wenn sie dann endlich da ist, gerät Japan in den Ausnahmezustand. In Tokyo strömen die Menschen zu Millionen in die Parks um die Kirschblüten abzulichten und zu bestaunen. Damit nicht genug. Es werden ausgelassene Sake-Partys unter den Bäumen veranstaltet. Die Firmen schicken ihre jüngsten schon früh morgens in die Parks um einen guten Platz, mit den blauen Planen zu markieren und zu sichern. Auch Schülergruppen, Studenten und Familien reißen sich um die begehrtesten Plätze. Dann ab den frühen Abendstunden und am Wochenende kennt die Euphorie kein Halten mehr. Das Bier und der Sake fließt in strömen und ganz Tokyo ist im Hanami-Fieber. Wenn sich die Sonne so langsam hinter den Kirschbäumen und zwischen den Wolkenkratzern sänkt, werden die vielen Lampions angemacht und die wunderbaren, heiligen Bäume werden von unten angestrahlt. Die vielen Gruppen sitzen so eng aneinander auf ihren blauen Planen, das ein Durchqueren der Parks kaum noch möglich ist. Die sonst so diszipliniert und zurückhaltenden japanischen Salarymen, die man selten in der Öffentlichkeit Alkohol trinken sieht, die stets als fleißig, höflich und strebsam gelten, sitzen alle gemeinsam unter den hellrosaweißen, prächtig strahlenden Kirschbäumen und feiern ausgelassen ihre schönste Jahreszeit.
Es hört sich vielleicht für Ausländer etwas übertrieben an aber wer einmal dabei war und die Parks, überfüllt mit feiernden Menschen und die wunderschönen, bezaubernden Bäume, die manchmal aussehen als wären sie mit Schnee bedeckt, gesehen hat, weiß wovon die Rede ist.
Und dabei tragen die Kirschbäume nicht einmal essbare Früchte. Wer in Japan Kirschen essen möchte wird wohl oder übel auf Importierte Kirschen zurück greifen müssen.
Wenn dann, nach oft nur ein bis zwei Wochen, die ersten Blüten wieder fallen und die Straßen langsam mit weißen Blüten bedeckt werden, geht die Hanami-Zeit zu ende und der Alltag kehrt wieder ein. Die Geschäfte nehmen die auf die Kirschblüte abgestimmten Produkte wieder aus dem Sortiment, die Radio und Fernsehsender wenden sich wieder anderen Themen zu und auch die Sushi-Restaurants legen ihre speziell für die Hanami-Zeit zubereiteten Sushikreationen für ein Jahr auf Eis, bevor es dann wieder heißt: Kirschblüte ein ganzes Land im Ausnahmezustand

Have a picnic in a park on Shikoku Island

Hanami in Kyoto
Wonderful view on Pacific Ocean
Beautiful hanami flower