Freitag, 1. Mai 2009

Wie die Kirschblüte ein ganzes Land in den Ausnahmezustand versetzt

Die Kirschblüte ist ein unglaubliches und zugleich ein, in solchen Maße nur in Japan statt findendes Ereignis. Da alle Japaner ihre Fotoapparate raus holen und die Zeitungen voll mit Berichten stehen habe ich auch einen kleinen Bericht zum Thema geschrieben।
-------------------------------------------------------------------------------------------------

Wenn in Japan die Hanami-Zeit, zu Deutsch: „Blüten bestaunen“, ansteht, spielt das Land regelrecht verrückt. Wenn man im Handy den Wetterbericht aufruft, wird man schon Monate vorher Informationen über den vermeidlichen Start der Kirschblüte finden. Im Fernsehen kann man Sondersendungen verfolgen, die sich stundenlang mit nur dem einen Thema beschäftigen.
Jedes Jahr im Frühjahr verzieren die zarten Blüten die abertausend Kirschbäume in Japan. Zuerst gehen sie im Südwesten des Landes auf. Wenn dann einige Wochen später die letzen Bäume im Nordosten, des über 3000 km langgezogenen Inselreiches, auch rosarot und weiß verziert sind, sind die Kirschblüten im Südwesten schon wieder abgefallen. Als Tourist ist es sehr schwer die richtige Zeit abzupassen. Denn je nach Wetter, ist der Start und die Länge, in der man die prächtigen Blüten bestaunen kann, zeitlich nicht genau bestimmbar. Die Erfahrung zeigt, dass z.B. auf der Hauptinsel Honshou Ende März, Anfang April, die Chance wohl am Größten ist, die volle Blüte zu erleben.
Wenn sie dann endlich da ist, gerät Japan in den Ausnahmezustand. In Tokyo strömen die Menschen zu Millionen in die Parks um die Kirschblüten abzulichten und zu bestaunen. Damit nicht genug. Es werden ausgelassene Sake-Partys unter den Bäumen veranstaltet. Die Firmen schicken ihre jüngsten schon früh morgens in die Parks um einen guten Platz, mit den blauen Planen zu markieren und zu sichern. Auch Schülergruppen, Studenten und Familien reißen sich um die begehrtesten Plätze. Dann ab den frühen Abendstunden und am Wochenende kennt die Euphorie kein Halten mehr. Das Bier und der Sake fließt in strömen und ganz Tokyo ist im Hanami-Fieber. Wenn sich die Sonne so langsam hinter den Kirschbäumen und zwischen den Wolkenkratzern sänkt, werden die vielen Lampions angemacht und die wunderbaren, heiligen Bäume werden von unten angestrahlt. Die vielen Gruppen sitzen so eng aneinander auf ihren blauen Planen, das ein Durchqueren der Parks kaum noch möglich ist. Die sonst so diszipliniert und zurückhaltenden japanischen Salarymen, die man selten in der Öffentlichkeit Alkohol trinken sieht, die stets als fleißig, höflich und strebsam gelten, sitzen alle gemeinsam unter den hellrosaweißen, prächtig strahlenden Kirschbäumen und feiern ausgelassen ihre schönste Jahreszeit.
Es hört sich vielleicht für Ausländer etwas übertrieben an aber wer einmal dabei war und die Parks, überfüllt mit feiernden Menschen und die wunderschönen, bezaubernden Bäume, die manchmal aussehen als wären sie mit Schnee bedeckt, gesehen hat, weiß wovon die Rede ist.
Und dabei tragen die Kirschbäume nicht einmal essbare Früchte. Wer in Japan Kirschen essen möchte wird wohl oder übel auf Importierte Kirschen zurück greifen müssen.
Wenn dann, nach oft nur ein bis zwei Wochen, die ersten Blüten wieder fallen und die Straßen langsam mit weißen Blüten bedeckt werden, geht die Hanami-Zeit zu ende und der Alltag kehrt wieder ein. Die Geschäfte nehmen die auf die Kirschblüte abgestimmten Produkte wieder aus dem Sortiment, die Radio und Fernsehsender wenden sich wieder anderen Themen zu und auch die Sushi-Restaurants legen ihre speziell für die Hanami-Zeit zubereiteten Sushikreationen für ein Jahr auf Eis, bevor es dann wieder heißt: Kirschblüte ein ganzes Land im Ausnahmezustand

Have a picnic in a park on Shikoku Island

Hanami in Kyoto
Wonderful view on Pacific Ocean
Beautiful hanami flower

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.