Samstag, 25. Juli 2009

Von einer Kuhglocken-Sammlung bis zur Zeichnung des Bahnhofs Shinjuku

Eine Einladung eines Oji-san, eines älteren Herren, der mit Mitte 70, so ziemlich die ganze japanische Nachkriegszeit, mit Ausnahme der Zeit in der er in Deutschland gelebt hat, durchgemacht hat, konnte ich natürlich nicht ablehnen.
Er wohnt mit seiner Frau in Kodaira 小平, westlich von Tokyo. „Früher standen hier nicht so viele Häuser. Zwischen den einzelnen Häusern waren überall noch tanbo 田んぼ, Reisfelder zu sehen“ sagte Sato-san ein bisschen traurig als er mich vom Bahnhof abholte. Das Haus des netten Ehepaares war, von außen betrachtet, ein typisch japanisches Haus, relativ schmal, mit zwei Stockwerken und dünnen Wänden. Im Inneren jedoch ließ sich ein klarer Einfluss aus Deutschland bemerken, denn sie haben über 10 Jahre in Düsseldorf gelebt. Ein großer Teppich, wie er bei meiner Oma immer gelegen hatte, schmückte den Boden. Es gab Zwetschgenkuchen mit Zuckerguss zum Kaffee und ich bekam Bilder aus den Jahren gezeigt in denen sie in Deutschland gelebt haben.
Dann haben wir Sumo im Fernsehen geguckt und Sato-san hat mir selbstgemalte Bilder gezeigt. Denn seit dem er pensioniert ist widmet er sich voll und ganz seiner Leidenschaft. Dem Zeichnen und Malen von Bildern. Das für mich am meisten beeindruckende waren die Zeichnungen, die nur in schwarz-weiß, von Standorten mit altem Flair aus Tokyoter Stadtteilen wie Shinjuku, Asakusa oder Ueno stammen.
Zum Abendessen gab es Tonkatsu 豚カツ, paniertes Schweinefleisch und Gemüse mit Salat, Miso-suppe und verschiedene Soßen. Zum Nachtisch, kuri , süße Esskastanie. Anschließend zeigte Sato-san mir noch seine Kuhglocken-Sammlung. Was? Ja richtig Kuhglocken-Sammlung. Glocken aus Österreich, der Schweiz, aus Nepal, China, Indien, ja sogar aus Afrika. In Afrika sind es allerdings Elefantenglocken.
In einem anderen Regal befanden sich, in Miniatur nachgestellte, über 100 Jahre alte, Möbel, Lebensmittel, Stäbchen, japanische Teebecher und deutsche, französische sowie japanische Puppen. Jedoch schön nach Ländern getrennt. Man kam sich vor wie in einer Art privatem Museum.

Es war sehr interessant und beeindruckend das nette Ehepaar zu besuchen. Wir haben die meiste Zeit in Japanisch kommuniziert. Nur hin und wieder hat Sato-san sein Deutsch ausgepackt. Seine Frau jedoch blieb standhaft beim Japanisch und redete und erklärte so viel, dass ich abends richtig ermüdet zurückgefahren bin. Ich freue mich, dass ich in diesem unglaublichen Jahr, so viele unterschiedliche Bekanntschaften machen kann.

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