Freitag, 30. Januar 2009

Abenteuer auf der Insel Sado 佐渡島



Am 18. Januar machten Flo und ich uns früh morgens auf den Weg Richtung Westen Japans. Nach einem kurzen Frühstück ging es mit den Shinkansen 新幹線 in Hochgeschwindigkeit nach Niigata (ca. 2,5 St.). Der Grund der Reise war folgender. Wir hatten ein paar Tage Zeit und wollten gerne mal die Schneelandschaft Japans sehen. Nach ca. einer Stunde fuhren wir in einen, von vielen, ellenlangen Tunnel und ich sagte zu Flo: „Pass auf wenn wir aus dem Tunnel wieder rauskommen ist alles verschneit. Ich weiß nicht genau wie ich gerade zu dem Zeitpunkt darauf kam aber es stimmte. Nach ca. 10 min. dunklen Tunnel brennte eine weiß leuchtende aber wunderschöne, verschneite Schneelandschaft in unseren Augen. Am liebsten wären wir hier gleich ausgestiegen.
Bei unserer Ankunft in Niigata 新潟 war der Himmel leider leicht bewölkt und der Schnee schien auch nicht mehr liegen zu bleiben. Bei der Touristen Information haben wir uns Prospekte über Ryokans 旅館 (traditionell eingerichtete Gasthäuser oft auch mit Onsen) und andere Unterkünfte besorgt, denn wir wussten ja noch nicht wo wir schlafen sollten. Leider stellte sich heraus das die Suche schwerer war als anfänglich erwartet. Alle Ryokans waren ausgebucht. Also landeten wir am Ende in einem Relax-Zentrum スパー, in dem man auch übernachten kann. Unspektakulär und unjapanisch.
Am nächsten Tag nahmen wir die Fähre um auf die Insel Sado zu kommen. Die Insel liegt im Japanischen Meer und hat eine Fläche von ca. 900 km2 (In etwa so groß wie die Insel Rügen). Zum Glück hatten wir am Abend zuvor ein Youth Hostel gebucht, das im japanischen Stiel eingerichtet sein sollte. Das YH befand sich an der nordöstlichen Spitze der Insel und somit nahmen einen der wenigen Busse, die zu dieser Jahreszeit fuhren. Die Insel schien verlassen und im Winterschlaf, war aber landschaftlich sehr schön. Mit dem Bus fuhren wir eine schmale Holperstraße entlang. Rechts die mit Schnee bedeckten Vulkanberge und links der Abhang mit einer Felsküste wie etwa in Scotland oder Irland. Mal ging es nur wenige Meter runter mal hundert oder mehr. Die Dörfer wurden immer kleiner und die Häuser sahen immer älter und zerfallener aus. Nach 2 Stunden Busfahrt kamen wir endlich an. Das heißt, so richtig konnten wir uns nicht vorstellen dass in diesem einsamen Kaff ein YH ist. Aber der Busfahrer deutete auf eins der Häuser. Tatsächlich, es stand ein Schild an der Scheune. YH.
Es dämmerte schon sehr und war bitter kalt. Wir tasteten uns vorsichtig von Tür zu Tür bis wir von einem Ojisan 叔父さん(älteren Herren) hereingebeten wurden. Die Obasanお祖母さんbegrüßte uns auch freundlich und wir konnten unser, traditionell eingerichtetes Zimmer, beziehen. Aus dem Fenster konnte man das Meer sehen und rauschen hören. Es war verlassen und ruhig aber wunderschön. Keine riesigen Hotelklötze und moderne Restaurants, sondern nur ein paar alte Häuser und natur pur. Nachdem wir uns noch mal für eine halbe Stunde am Strand den Wind durch die Ohren pfeifen lassen haben, gab es leckeren Tee und anschließend Abendessen. Die Obasan servierte ein typisch japanisches Essen mit Auster, Sashimi (roher Fisch), Reis, Onabe usw. Wir waren die einzigen Gäste und es war im Haus bitter kalt. Die einzigen warmen Plätze waren unser Zimmer dank des Heizers und das Esszimmer aber auch nur wenn man vor dem Heizer stand oder unter dem Kotatsu 炬燵 (japanischer Esstisch mit Heizung) saß. In der Ecke des Esszimmers standen ein Klavier und eine Gitarre. Außerdem gab es eine kleine Feuerstelle. Es sah so aus als wenn man es sich richtig gut gehen lassen kann wenn man, vielleicht zu einer anderen Jahreszeit, mit mehreren Leuten hier Gitarre spielt, zusammen sitzt und vor dem Feuer die Ruhe genießt. In den Gästebucheinträge habe ich Dinge gelesen wie: „even the meal was worth the price of the YH“. „A wonderful silent place in the middle of nowhere”. “I was warm welcomed by a friendly old couple”. oder “I came down the mountain were I was freezing all over my body and find this wonderful place with a big tasty meal”.
Am nächsten Morgen brachte uns der Ojisan mit dem Auto zu einem, in unserer Karte eingezeichneten Fußpfad, den wir dann bei herrlichem Wetter am Meer entlangliefen. Vorbei an den Futatsu game 二つ, zwei Felsen die so aussehen wie zwei Schildkröten. Die Gipfel der Berge waren mit Schnee bedeckt, die Wellen peitschten in die Felsenküste und wir durchquerten Dörfer eins einsamer als das andere. Ab und zu sah man einen Fischer in seinen Gummistiefeln lang watscheln oder eine alte Frau brachte Wäsche zum Aufhängen nach draußen. Als wir in Washizaki 鷲崎 ankamen, mussten wir noch 2 Stunden auf den einzigen Bus warten. Zufällig sah Flo jemanden in eine Art Geschäft reingehen, sonst hätten wir wohl gar nicht gewusst, dass der Laden geöffnet hat. Als wir die etwas mollige Dame fragten ob den ein Restaurant oder etwas ähnliches geöffnet hätte, sagte sie nach kurzem zögern: „Nein aber mein Mann kann Ihnen Ramen ラーメンmachen“. Na das war doch was. Leckere Ramen nach 3 bis 4 Stunden wandern. Das Geschäft bot verschiedene Lebensmittel und weiter hinten, wo auch ein Tisch mit ein paar Stühlen stand, an dem ich die Ramen aß, hingen überall gruselige Masken an der Wand. Sie waren wohl für Theaterstücke, Kabuki, oder so.
Abens ging es dann mit dem Schiff zurück aufs Japanische Festland und mit dem Shinkansen zurück in die an Menschenmassen zu ersticken scheinende Weltmetropole Toyko.

1 Kommentar:

  1. sehr schöner bericht mambu! sauber! und keine angst, mein japanisch ist bei den amtsgängen nicht wirklich besser geworden! hast aslo nichts verpasst!!! ;-)

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