Um ein Uhr hat mich mein Freund Tetsuya Nakamura 哲也中村am Bahnhof Minami Urawa 南浦和 abgeholt. Ich hatte die Ehre bei der in Japan so wichtigen Neujahrszeit, die man mit seiner Familie verbringt, bei einem traditionellen Essen dabei zu sein.
Zuerst sind wir zu Tetsuyas Haus gefahren und er hat mir seine Eltern, Cusine und eine Bekannte vorgestellt. Nach einem Tee sind wir zu einem, in der Nähe sich befindenden Tempel gefahren. Testuyas Vater war Grundschullehrer und hatte sehr viel Spaß daran Dinge zu erklären. So erzählte er uns was es sich mit den verschiedenen Statuen und dem Tempel auf sich hatte. Testsuya musste ab und zu als Übersetzer ins Englische fungieren.
Anschließend ging es zurück zur Wohnung. Das Haus war sehr traditionell mit Tatamiboden und einem sehr schönen Garten. Tetsuyas Vater zeigte mir Bilder aus dem Frühling wo der Garten mit hundert verschiedenen Blumen blühte. Ein Japanischer Blumengarten auf engsten Raum. Begeistert erzählte er mir die verschiedenen Blumenarten. Unter anderem auch Essbare Blumen. Ein anderer Blütenbaum hatte so eine glatte Rinde, dass der Name des Baums aus dem Wort Affe und runter rutschen bzw. glatt sein zusammen gesetzt wird. (サルスベル à 猿 - Affe 滑る - ausrutschen)
Zurück im warmen Haus gab es dann Essen. Tetsuyas Mutter tischte viele verschiedene kleine Schälchen mit unterschiedlichsten Essen auf. Meistens Fisch und Gemüse. Unter anderem auch Essen, das nur an Neujahr gegessen wird. Z.B. eine ganz Besondere Art von Fischeiern.
Wir saßen am Tisch und aßen und ich wurde mit Fragen nur so gelöchert. Die meisten Fragen stellte sein Vater. Die Situation erinnerte mich daran wie es war als mein Freund Rensuke bei meiner Familie zu Gast war. Auch wenn ich kaum zum Essen kam, hat es sehr viel Spaß gemacht sich mit Tetsuyas Familie zu unterhalten. Es ging auch um Interessante Themen. Nicht nur die Unterschiede zwischen Deutschland und Japan oder warum ich Japanisch studiere sondern auch um das Deutsche Schulsystem oder um die Geschichte Japans. Warum die Japaner sich so lange von dem Rest der Welt abgeschottet haben und so weiter. Tetsuyas Vater wollte immer alles erklären auch wenn die anderen Familienmitglieder ein bisschen stutzig wurden und sagten es sei zu schwer. Auch Tetsuyas Oma nahm am Essen teil, kam aber nur selten zu Wort. Zum Essen gab es auch reichlich alkoholische Getränke. Zuerst gab es Asahi Bier und anschließend einen Chouchu. In Japan wird immer dem anderen eingeschenkt. Sobald das Glas des Nachbarn leer zu werden scheint, sollte man ihm nachschenken. Aber insgesamt war es nicht so das wir alle immer mehr Alkohol tranken, sondern es wurde dann zum Ende des Essens auf Japanischen grünen Tee umgestiegen. Auch einen Kaffee und ein paar Kekse bekamen wir noch von Tetsuyas Mutter serviert. Was mir auch nicht zum ersten Mal aufgefallen ist, ist dass die Frau in Japan wirklich in der Küche auf sich alleine gestellt ist.
Dieser Tag war nach Silvester und Weihnachten, endlich mal wieder Japan wie ich es kennen lernen möchte. Die Familie war sehr aufgeschlossen gegenüber Ausländer. Das mag vielleicht nicht so typisch in traditionellen Familien sein aber es hat mich sehr an meine Familie erinnert. Tetsuya arbeitet für eine japanische Hilfsorganisation, in deren Dienst er unter anderem im Libanon tätig war. Sein Vater arbeitete wie schon erwähnt als Grundschullehrer und bot im letzten Sommer ehrenamtlich für Kinder einen Kurs zum Anbau von Lebensmittel im Garten an. Und das unter kontrolliert biologischen Anbau. Das ist für Asien und auch für Japan nicht an der Tagesordnung. Wenn man sich den Massenkonsum in Tokyo anguckt ist das, so denke ich, eine große Ausnahme.
Dieser Nachmittag bei der Familie Nakamura war für mich bis jetzt eine der interessantesten Erfahrungen seit dem ich in Japan bin. Fernab vom konsumorientierten, Massen produzierenden und schnelllebigen Tokyo. Obwohl es nur ein paar Stationen von Souka entfernt war.
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