Montag, 5. Oktober 2009

Vielen Dank JAPAN








Martina Kurth-Schumacher
30. September 2009
Sulinger Wochenblatt

Samstag, 12. September 2009

A country and his inhabitants



Japanese girl is posing for a picture

Japanese youth hit the streets, Tokyo

China-Town, Yokohama

Geisha posing at a camera session on Shikoku

Prepearing for a ceremony in a street in Kyoto

Donnerstag, 10. September 2009

Impressions of an unforgettable year



 
Japanese traditional seats near Kiyomizudera, Kyoto

Old japanese houses near Umeda, Osaka

Construction workers in America Mura, Osaka

An old bookstore in Osaka

Advertisement at Shimbashi, Tokyo

Chinese nikuman at China-Town, Kobe

Montag, 7. September 2009

Revue

Ich sitze gerade im Flugzeug und habe die Gelegenheit, das ganze Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Es schießen mir die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. Auf der einen Seite ging das Jahr so unglaublich schnell rum. Auf der anderen Seite habe ich so wahnsinnig viele, verschiedene Sachen erlebt. Was erwartet mich zu Hause und wie schnell lebe ich mich wieder ein. Was hat sich verändert? Wie hab ich mich verändert? usw. usw.

Aber noch mal zurück zum Anfang. Was hat man uns nicht alles an der Hochschule über Japan beigebracht, von Freunden gehört oder sich für Vorstellungen gemacht. Stimmen die vielen Vorurteile? Wie kommt man mit der Verhaltensweise der Japaner und den Kulturunterschieden klar? Natürlich hat sich vieles bestätigt. Jedoch ist es immer anders, wenn man es life, real erlebt. Die Japaner vermeiden NEIN zu sagen. Sie nicken nach jedem Satz bestätigend und JA, Japaner sind die wohl höflichsten Menschen der Welt. Anderes hat sich wiederum gar nicht bestätigt. Jeden Tag Sushi oder Hunde, Katzen, Schlangen zu essen, da von vielen Westlern mit China gleichgesetzt, ist ein riesiger Trugschluss.

Japan ist in so vielen Dingen so unglaublich anders. Ich meine man kommt am Flughafen an und muss erstmal doppelt so viele Papiere ausfüllen wie überall anderswo, da die Sicherheit hier "zu" groß geschrieben wird. Dann wird man doch ernsthaft gefragt, ob man Waffen, Drogen oder ähnliches mit sich führt. Puh, alles geschafft, die Panzerfaust diesmal zu Hause gelassen. Jetzt muss ich erstmal auf Toilette. Was ist das!? Wo spüle ich denn hier. Die ganzen Knöpfe und ich kann nichts lesen. Wozu habe ich denn schon zwei Jahre Kanjis (Japanische Schriftzeichen) gepaukt. Muss ich mich hier erst einloggen, bevor ich mein Geschäft verrichten kann?? Bei Berührung des Klodeckels geht der doch von selber hoch. Ist ja gut ich fass nichts mehr an.

Nach einigen Wochen Eingewöhnungsphase ließ sich ein regelmäßiges Studentenleben an der Dokkyo-Universität in Saitama führen, bei dem es aber immer neue und interessante Sachen zu erleben und zu entdecken galt. Das Praktikum bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft war ein erneuter Sprung ins kalte Wasser. Statt internationales Wohnheim Gastfamilie, statt Uni-Alltag Arbeitsalltag. Jetzt hieß es erneut Freunde finden, mit anderen Menschen klarkommen und seinen Alltag gestalten.

Natürlich gab es unzählige überraschende sowie positive als auch negative Momente, die mich aber alle an Erfahrung reicher gemacht haben. Wenn man feststellt, das in dem Pappbrötchen, dass man sich im Supermarkt gekauft hat, eine pappsüße Puddingmasse drin ist kann das einem schon mal den Appetit verderben. Auch Brötchen aus Reis mit Soja-Soße hat das Land zu bieten. Von vergiftetem Fisch (Kugelfisch) und sämtlichen Innereien als Eintopfform mal ganz abgesehen. Wenn man im Frühling kalten Kaffee oder Soba-Nudeln mit Eiswürfeln serviert bekommt, guckt man auch erstmal doof. Am Abend im Internet einen Flug für den nächsten Morgen um 8 Uhr zu buchen, den dann am gleichen Tag eben in irgendeinem Convenience Store, der 24 Stunden geöffnet hat, zu bezahlen und dann noch am Flughafen per Automat einzuchecken ist dagegen auch Japan.

Es war wohl eine der besten und richtigsten Entscheidungen meines Lebens dieses Auslandsjahr anzutreten. Ich habe so viele verschiedene Menschen kennengelernt, so viele interessante Tempel und Schreine besucht, so unglaublich viele verschiedene Köstlichkeiten gegessen, eine unglaublich interessante Kultur kennengelernt und musste mich überall durchkämpfen und (fast) alles selber organisieren. Und das in einer fremden Sprache. Ich denke ich werde mein Leben lang von diesen Erfahrungen und Erlebnissen zehren und noch oft an dieses Jahr zurückdenken.

Dienstag, 1. September 2009

Okinawa 沖縄 – traumhafte Strände, kristallblaues Meer und wunderschöne Aussichten

Zum Abschluss meines Auslandsjahres, nutzten Momoko und ich die Gelegenheit, die Ryukyu-Inseln zu bereisen. Nur leider war die Jahreszeit nicht ganz optimal, da es Hochsommer in Japan war. Die Ryukyu-Inseln sind eine Inselgruppe im Pazifik, zu der auch die Präfektur Okinawa gehört. Die letzte, südwestlichste, noch zu Japan gehörende Insel, liegt nur 125 km von Taiwan entfernt. Es herrscht in dieser Region subtropisches und humides Klima mit Jahresdurchschnittstemperaturen von ungefähr 21 Grad.
Im 2. Weltkrieg hat die USA Okinawa besetzt und es ging erst 1972 an Japan zurück. Noch heute befinden sich einige US-amerikanische Militärstützpunkte auf den Inseln. Aus diesem Grund und aus der Tatsache, dass die Ryukzu-Inseln einmal ein eigenes Königreich waren, lässt sich erklären, dass die Bewohner eine ganz eigene Kultur, Sprache und Lebensweise haben.
Unsere Reise ging zwangsweise über Naha, die größte Stadt der japanischen Präfektur Okinawa. In Naha haben wir einmal übernachtet und sind am Abend die Kokusaidori, die internationale Straße, entlanggelaufen. Auch wenn ich von einigen im Voraus gehört hatte, dass Naha sich nicht sonderlich von den Städten des japanischen Festlandes unterscheidet, ließen sich doch einige Unterschiede ausmachen. Zum Beispiel waren die Gebäude oft in weiß gehalten, was mich ein klein bisschen an Bilder aus Griechenland erinnerte. Des Weiteren ließ sich viel mehr Grün in den Straßen ausmachen als ich es von Tokyo und Osaka gewohnt war. Auch die Kokusaidori bot, mit dem buntem Flair, der Okinawa-Musik und den vielen verschiedenen Südfrüchten und Süßigkeiten ein besonderes Urlaubsfeeling.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Schiff nach 阿嘉島Akajima, eine kleine Insel, ganz weit weg von Hochhäusern, Lärm, Straßenbahnen und Hektik. Hier leben gerade einmal 300 Menschen. Am kleinen Hafen angekommen wurden wir von einer Obachan abgeholt, bei der wir für die nächsten Tage ein Tatami-Zimmer gemietet hatten. In einer wunderschönen familiären Atmosphäre bekamen wir hier morgens und abends Spezialitäten, wie sashimi, goya, Sojaprodukte und Nori (Algen) aus Okinawa serviert. Oishii, einfach hervorragend und diese Vielfalt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der auf Okinawa lebenden Menschen ist übrigens weltweit am höchsten (Frauen 86, Männer 78 Jahre).
Nachdem wir, bei unserer Ankunft, schnell unsere Rucksäcke in unser kleines Zimmer geschmissen haben, fuhr uns die Obachan zu einem der vielen Strände, wo wir uns so schnell es ging, da vor Hitze kaum auszuhalten, ins Wasser stürzten. Endlich, ein unglaubliches Gefühl von Freiheit, Gelassenheit und Ruhe. Mitten im Pazifik und das Wasser ist so angenehm warm. Für mich unbegreiflich. Überlebensweste, Schwimmflossen und Taucherbrille mit Schnorchel ließen sich an einem kleinen Stand ausleihen. Aufgrund des unglaublich klaren Wassers, ist es ein Paradies für Taucher. Da es ein reines Vergnügen war, die Unterwasserwelt zu beobachten, verbrachten wir die meiste Zeit der ersten beiden Tage nicht nur am Strand, sondern mit der Taucherbrille unter Wasser. Die knallende Sonne und die schwülen Temperaturen außerhalb des Wassers sind so wieso nicht lange zu ertragen. Leider knallt die Sonne auch durch das Wasser und somit holte ich mir einen echt fiesen Sonnenbrand und Momoko aus ungeklärten Gründen eine Art Ausschlag an ihren Beinen. Damit sind wir bei der Kehrseite der Medaille.

Somit entschieden wir uns für eine
シュノーケリング shunorukuringu-Pause (Schnorchelpause) und setzten mit einem kleinen Kutter auf die Nachbarinsel Zamami 座間味über. Dort ging es dann mit einem kleinen Daihatsu Mietwagen (mit Klimaanlage) um die Insel zu sämtlichen Aussichtspunkten. Einfach herrlich diese Ausblicke.
Den letzten Tag auf der kleinen Insel ließen wir am Strand bei Sonnenunterga
ng mit einem herrlich kühlen Orion, Okinawa-Bier ausklingen.
Okinawa ist Japan mal ganz anders. Die Ruhe, die unglaublich freundlichen Menschen, wunderschöne, romantische Sonnenuntergänge und das Karibik-feeling mit der Okinawa Musik untermalt.
Der kleine Ort auf Akajima
Aussicht von unserer Pension

Samstag, 22. August 2009

Wagasa

My classmate Florian works for a traditional Japanese company in Kyoto as an internship. The small atelier-like company which is producing wagasa, Japanese-style umbrellas offers a workshop to experience making and creating a mini wagasa. These beautiful wagasa that we first saw in the internet attracted Momoko and me to make an attempt to design our own wagasa.

When we entered the shop we saw various kinds of beautiful umbrellas and lamps. The material of each kasa, umbrella seemed different. Some were made of washi, paper for rain, others of fabric for the sun. Many Japanese women are protected by a black higasa, sun umbrella to avoid a suntan. They can not believe that western girls like to get browned by the sun. On the other hand for western people it is hard to understand that Japanese people use an umbrella against the “lovely” sunshine. But in Japan the sunshine in the humid summer is not always lovely!


Florian explained to us how to make the wagasa step by step. The process was not that difficult but it required an elaborated work. It took us one and a half hour to complete the wagasa. Our naked umbrella-forms changed little by little into wonderful small cute Japanese-style umbrellas. We could also see the other atelier rooms where we saw a 2 diameter wagasa! This wagasa is used for a tea ceremony. Unfortunately there are not so many people who are using wagasa nowadays, so the company came up with some new ideas like lamps with the same material, washi.
It was a good experience to make our own Japanese-style umbrellas and to see all the different umbrellas and lamps in so many varieties of wonderful styles and colours.
Momoko and Marius

Samstag, 1. August 2009

Shibuya, Shibuya ...



„Shibuya, Shibuya“ hallt es aus den Lautsprechern beim Aussteigen aus der Yamanoto-Linie. Shibuya, neben Tokyo, Ueno, Shinjuku und Ikebukuro der 5. große Eckpunkt der Millionenmetropole Tokyo und ich wohne nur 15 min. per Bahn entfernt. Jeden Tag fahr ich am Shibuya Bahnhof vorbei (zum Glück muss ich nicht umsteigen). Die berühmte Shibuya Kreuzung, die schon seit eh und je nicht nur japanische Zeitschriften verziert. Es überqueren diese Kreuzung bei jeder Ampelphase Tausende von Menschen. Als ich das erste Mal auf dieser Kreuzung stand lief es mir kalt den Rücken runter. Man steht inmitten von Menschenmassen, umringt von Hochhäusern, mit Werbeplakaten verziert und es dröhnen laute Werbevideos von oben herunter. Nicht umsonst ist in Shibuya eine der größten Leinwände der Welt und der Starbucks, der weltweit am meisten Umsatz macht.



Der bekannte Treffpunkt am Bahnhof Shibuya ist der Hachiko, die Statur des Hundes, der jahrelang sein Herrchen, auf dem Weg zur Arbeit, zum Shibuya Bahnhof begleitet hat. Als sein Herrchen gestorben war, ist der Hund trotzdem noch jahrelang jeden Tag alleine zum Bahnhof gelaufen.

Wenn man sich beim Hachiko um 7 Uhr trifft und denkt, es ist überall so voll von Menschen aufgrund der Rushhour, der wundert sich wenn er spät abends, nach Izakaya, Bar, Purikura usw. zurückkehrt, wenn es gegen 12 Uhr immer noch genauso voll von Menschenmassen ist.

Obwohl ich zum Essen gehen Shibuya weitestgehend gemieden habe, bin ich das eine oder andere Mal mit meinem bulgarischen Kommilitonen Orlin, durch die Bars, Purikura-Spielhallen, Geschäfte und Discos gezogen. Ob zum Leute kennen lernen, Schnapsleichen ausfindig machen, Feierabend Bier trinken, die Leute in ihren manchmal so schrillen Klamotten zu beobachten oder einfach das unglaubliche feeling einzusaugen.
Auch wenn ich kein Großstadtmensch bin, werde ich diese Atmosphäre vermissen. Die Werbeflut, die auf einem einprasselt, die Menschenmassen und die Durchsagen am Bahnhof, besonders die geile Musik der Yamanoto-Linie, die von Bahnhof zu Bahnhof verschieden ist, ist für mich ein Stück Alltag geworden. Die Yamanote-Linie ist die Rundlinie um den Stadtkern Tokyo. Um die Komplexität des gesamten Bahn-Systems in Tokyo zu verstehen, habe ich einen Metro-Plan hochgeladen. ;-) Jedoch benutzen die Japaner gar keine Metro-Pläne, sondern fahren nach ihrem keitaidenwa, nach ihrem zuverlässigen Handy, das mit Internet, Navigationssystem, Wettervorhersage, Bahn Fahrzeiten, E-Mail-System und vieles mehr ausgestattet ist.

Bahnhof Akihabara

Die Japaner, fangen um halb 10 an zu arbeiten, dann arbeiten sie bis abends 8 oder 9 durch, dann hauen sie sich mit ihren Arbeitskollegen in 2 Stunden die Hucke voll und pennen sich dann einen im Bahnhof. Naja, wenigstens hat Orlin einen neuen Freund gefunden.


"Der Schläfer"
In der Metro in Japan ist immer jeder Japaner beschäftigt. Wenn er nicht schläft, liest oder sich unterhält, dann ist er mit seinem Handy oder sonstigen Spielkonsolen
usw. beschäftigt. Manchmal gucken sie auch Nachrichten oder Baseball Spiele übers Internet. Der Grund sind die langen Pendelzeiten und das die Japaner jede Zeit "sinnvoll" nutzen wollen.

Samstag, 25. Juli 2009

Von einer Kuhglocken-Sammlung bis zur Zeichnung des Bahnhofs Shinjuku

Eine Einladung eines Oji-san, eines älteren Herren, der mit Mitte 70, so ziemlich die ganze japanische Nachkriegszeit, mit Ausnahme der Zeit in der er in Deutschland gelebt hat, durchgemacht hat, konnte ich natürlich nicht ablehnen.
Er wohnt mit seiner Frau in Kodaira 小平, westlich von Tokyo. „Früher standen hier nicht so viele Häuser. Zwischen den einzelnen Häusern waren überall noch tanbo 田んぼ, Reisfelder zu sehen“ sagte Sato-san ein bisschen traurig als er mich vom Bahnhof abholte. Das Haus des netten Ehepaares war, von außen betrachtet, ein typisch japanisches Haus, relativ schmal, mit zwei Stockwerken und dünnen Wänden. Im Inneren jedoch ließ sich ein klarer Einfluss aus Deutschland bemerken, denn sie haben über 10 Jahre in Düsseldorf gelebt. Ein großer Teppich, wie er bei meiner Oma immer gelegen hatte, schmückte den Boden. Es gab Zwetschgenkuchen mit Zuckerguss zum Kaffee und ich bekam Bilder aus den Jahren gezeigt in denen sie in Deutschland gelebt haben.
Dann haben wir Sumo im Fernsehen geguckt und Sato-san hat mir selbstgemalte Bilder gezeigt. Denn seit dem er pensioniert ist widmet er sich voll und ganz seiner Leidenschaft. Dem Zeichnen und Malen von Bildern. Das für mich am meisten beeindruckende waren die Zeichnungen, die nur in schwarz-weiß, von Standorten mit altem Flair aus Tokyoter Stadtteilen wie Shinjuku, Asakusa oder Ueno stammen.
Zum Abendessen gab es Tonkatsu 豚カツ, paniertes Schweinefleisch und Gemüse mit Salat, Miso-suppe und verschiedene Soßen. Zum Nachtisch, kuri , süße Esskastanie. Anschließend zeigte Sato-san mir noch seine Kuhglocken-Sammlung. Was? Ja richtig Kuhglocken-Sammlung. Glocken aus Österreich, der Schweiz, aus Nepal, China, Indien, ja sogar aus Afrika. In Afrika sind es allerdings Elefantenglocken.
In einem anderen Regal befanden sich, in Miniatur nachgestellte, über 100 Jahre alte, Möbel, Lebensmittel, Stäbchen, japanische Teebecher und deutsche, französische sowie japanische Puppen. Jedoch schön nach Ländern getrennt. Man kam sich vor wie in einer Art privatem Museum.

Es war sehr interessant und beeindruckend das nette Ehepaar zu besuchen. Wir haben die meiste Zeit in Japanisch kommuniziert. Nur hin und wieder hat Sato-san sein Deutsch ausgepackt. Seine Frau jedoch blieb standhaft beim Japanisch und redete und erklärte so viel, dass ich abends richtig ermüdet zurückgefahren bin. Ich freue mich, dass ich in diesem unglaublichen Jahr, so viele unterschiedliche Bekanntschaften machen kann.

Go spielen mit Yoshida-san

Go – Was ist das?

Ich hatte davon gehört. Ein in Japan sehr beliebtes Brettspiel, das eine lange Tradition hat. Yoshida-san, ein netter älterer Herr, der bei der JDG Deutsch lernt, nahm mich an einem Nachmittag mit um mir die “Go – Hall of fame“ von Tokyo zu zeigen. Hier finden regelmäßig Profi-Turniere statt und wir konnten nicht nur Go-Spielern zugucken sondern auch das Museum besuchen.
Go ist ein sehr altes, strategisches Brettspiel für zwei Spieler und kam aus China nach Japan. Man spielt mit schwarzen und weißen Steinen. Ziel ist es mit seiner Farbe möglichst große Gebiete zu kontrollieren. Yoshida-san erklärte mir, dass es beim Go-Spiel unzählige Spielvarianten gibt und dass man nie ausgelernt hat. Es ist so komplex, dass man sich sein Leben lang verbessern kann. Die Grundregeln des Spiels sind jedoch leicht zu erlernen und Yoshida-san hat mich in die Kunst des Go spielen eingewiesen.
 
Go unterscheidet sich von westlichen strategischen Brettspielen, wie z.B. Schach, im Folgenden. Es ist nicht das Ziel den Gegner komplett zu schlagen, schachmatt zu setzen, sondern es geht darum am Ende ein größeres Gebiet zu besitzen und somit die größere Punktzahl zu erreichen. Der Verlierer wird niemals ganz geschlagen, er hat am Ende nur eine geringere Punktzahl. Auch dass das Spiel zu Ende ist, wenn beide Spieler nacheinander passen, spricht für die sanfte Philosophie des Spieles. Es wird keiner zu einem Zug gezwungen.
Ich fand es sehr spannend und interessant die, zumeist älteren Herren, beim Go spielen zu beobachten. Bei einem Go Spiel ist es ruhig und jeder ist sehr konzentriert.

Vielen Dank an Yoshida-san für den Einblick in die so alte und trotzdem so moderne Kultur des Go-Spieles.

Samstag, 18. Juli 2009

Meine Futsal Sayonara Party



Nun ist es schon 6 Monate her, seitdem ich die Dokkyo-Universität und meinen Futsal-Circle verlassen habe. Dennoch haben sie eine Sayonara-Party für mich organisiert. Das hat mich sehr gefreut und bedeutet dass die Zeit beim Esperanza Futsal Circle nicht nur für mich unglaublich spannend, ergreifend und schön war, sondern dass auch die Jungs und Mädels viel Spaß daran hatten mit einem Ausländer Fußball zu spielen, Bier und Sake trinken zu gehen und ihren Horizont über die deutsche und westliche Welt zu erweitern.
Denn einige Studenten des Esperanza Futsal Circles der Dokkyo-Universität studieren ja schließlich auch Deutsch. Das „Do“ aus dem Dokkyo ist übrigens von dem Wort „doitsu“, abgeleitet was Deutschland bedeutet. Das „kyo“ steht für Zusammenarbeit, Kooperation. Das Wort „doitsu“ kommt auch aus dem Westen aber nicht von uns Deutschen oder wie die meisten Fremdwörter aus dem Englischen oder Portugiesischen sondern von den Holländern. (holl: Duitsland)
Am 04. Juli also ging es dann zurück in die alte Heimat nach Matsubaradanchi. Am Bahnhof holte mich der captain, Shima ab und wir gingen zum nahegelegenem Izakaya, das nicht eins der üblichen Izakaya-Ketten, mit zumeist sogenannten „frozen food“ oder zumindest einfachen, oft nicht sehr leckerem Essen war, sondern ein uriger Schuppen in dem überwiegend ältere Japaner saßen. Im Obergeschoss des alten Gebäudes hatten sie einen Tatamiraum für den heutigen Abend angemietet.
Die schmale schäbige Wendeltreppe hoch, rein in den Tatamiraum und die Sitzposition auf einem der, auf dem Tatami liegenden Kissen eingenommen, wurde ich freundlich von meinen ehemaligen Kollegen begrüßt. Dann ging es auch gleich los mit reichlich Bier, Hähnchenfleisch, Sushi, Salat usw. Nach ca. einer halben Stunde bat Schima-san um Ruhe und sprach ein paar Abschiedsworte. Dabei übergab er mir eine Art „kleine Gedenktafel“ mit Unterschriften und kleinen Botschaften. Nun hatte ich das Wort und bedankte mich ebenfalls für die tolle Zeit.
Es gab wie immer viele Fotos zu schießen, es wurden wilde Trinkspiele gespielt und ich wurde mit Fragen gelöchert. Auch die ichinensei, die neuen Studienanfänger, die sich für Deutsch als Fremdsprache entschieden haben, hauptsächlich Mädchen, kamen zu mir um ihre ersten Worte Deutsch an mir auszuprobieren. Das ist immer sehr witzig. „Ichi heißi Yuki...“...oder „Wihi alto sindo sihi...“Der Klassiker, der dann meistens von den Jungs kommt ist: „Ichi liebe dichi“
captain Shima-san

Ich denke ich werde den Esperanza Futsal Circle nie vergessen, weil es einfach so sehr anders war als ich es bisher kannte und man in die Verhaltensweisen und Gewohnheiten der jungen japanischen Studenten gucken konnte. Die ständigen Fotos, das sich immer wiederholende Nachschenken des Bieres beim Sitznachbarn, die interessierten und zu tief greifenden Fragen über mein Privatleben und das Verändern der Sprache, ins „höfliche“ Japanisch, wenn sich ein Student z.B. aus dem ersten Semester mit einem aus einem höheren Semester unterhält. Auch dass die Frauen in Japan immer mit der Hand vor dem Mund lachen oder dass man, was für mich schon zur Gewohnheit geworden ist, immer die Schuhe auszieht bevor man den Tatamiraum oder überhaupt irgendeinen Raum betritt. Nicht zu vergessen, die fremde Sprache, die dunklen Haare, die platten Gesichter und die Größe der Japaner.
VIELEN DANK an den Esperanza Futsal Circle für die tolle Zeit, für das freundliche Aufnehmen und dafür, dass ich behandelt wurde wie jeder andere, meistens zumindest, und nicht wie der Ausländer.

Sonntag, 5. Juli 2009

BBQ mit der Japanisch-Deutschen Gesellschaft


 „Mushi atsui“ 蒸し暑いoder schwül, drückend heiß. Der Sommer ist da. Anders als in Deutschland freut sich in Japan nicht unbedingt jeder auf den Sommer. Schon auf dem Weg zur Arbeit ist man oft durchgeschwitzt. Die Luftfeuchtigkeit ist fast immer hoch und in der Nacht kühlt es sich oft nicht einmal ab. Juli und August ist für viele Japaner die schlimmste Jahreszeit.
 
Ende Juni fand unser (JDG) Stammtisch nicht wie für gewöhnlich in einem Restaurant, Cafe oder in angemieteten Räumlichkeiten statt sondern im Showa-kinen Park. Denn es war BBQ angesagt. Nach dem Treffen am Bahnhof und dem Einsammeln der Teilnahmegebühr, gingen wir zum BBQ Garten des riesigen Parks der ca. eine halbe Stunde außerhalb von Tokyo liegt. Dort hatten wir 3 offene Zelte reserviert um auf 8 Grills leckeres Fleisch, Gemüse und Soba-Nudeln zu grillen. Dazu gab es Bier vom Fass. Es war heiß aber zum Glück nicht so sehr „mushi atsui“। Dies und der gute Mix aus Deutschen und Japanern haben den Nachmittag zu einem interessanten, rundum gut gelungenen Erlebnis gemacht.

Anstrengend war es für mich allerdings doch. Denn ich kümmerte mich mit einigen anderen ums Geld einsammeln, Grillen, auf und abbauen der Tische und Stühle sowie Müll einsammeln. Abschließend musste ich auch noch einige Abschlussworte auf Japanisch sagen auf die ich mal so gar nicht vorbereitet war. Den plötzlich bildete sich ein Kreis und alle guckten mich an. Ich stammelte was halbwegs Sinnvolles auf Japanisch zusammen. Beim Vorstellen des nächsten Events, bei dem wir im Yukata zum Sommerfest gehen wollen allerdings, habe ich gesagt: „Wir bekommen die Art und Weise einen Yukata zu schneiden beigebracht, anstatt die Art und Weise einen Yukata zu tragen“. „浴衣切り方anstelle von: 浴衣着方....
Nichts des so trotz habe ich mich wieder, gefühlt ohne Pause, mit sämtlichen Leuten unterhalten und es hat viel Spaß gemacht.
Anschließend bin ich mit ein paar Japanern Boule oder besser petanque ペタンク, spielen gegangen. In Japan ist der Französische Volkssport weitestgehend unbekannt. Bei einem letzten Bier in einem Bub in Tachikawa ließen wir den Abend ausklingen.

Oktoberfest in Tokyo

Oktoberfest im Mai, mitten in Tokyo. Auch das ist Japan. Je länger ich in Japan bin, je mehr denke ich, dass die Japaner Deutschland nicht nur mögen sondern auch auf der Beliebtheitsskala ganz nach oben stellen. Vor ein paar Tagen, auf meinen morgendlichen Weg zur Arbeit in der Bahn, hab ich mal wieder, mit meinen noch verschlafenen Augen, auf die tausenden Werbeplakate geschielt und mich fast erschrocken. Werbung für das Reiseziel Deutschland. Und nicht nur ein Poster, sondern alle. Ein ganzer Wagon von bestimmt 100 Plakaten.
Oktoberfest in Japan. Naja angucken muss man sich das mal dachte ich mir. Also auf ging es nach der Arbeit an einem regnerischen Donnerstagabend. Erster Schock: halb 10 ist Schluss. Zweiter Schock: ein Maas 3000 Yen (je nach Umrechnungskurs zwischen 20 und 28 Euro). Aber jetzt sind wir schon hier also gönnen wir uns auch ein Maas (zu dritt). Und wenn es nur fürs Foto ist. Rein ins Zelt und unter die Leute.

Um eine ungefähre Vorstellung von dem „Oktoberfest“ zu bekommen, eine kurze Beschreibung. Das Fest hat in etwa die Größe eines Schützenfestes in einer Kleinstadt in Norddeutschland. Es gab ein Zelt, eine Bühne, auf der eine deutsche Gruppe die Japaner mit ihren Deutschen Schlagersongs begeisterte, und einige Bier- und Würstchenstände. Die riesigen Werbebanner mit Erdinger Weißbier und Frankfurter Würstchen nicht zu vergessen. Aber das, was mich gefühlsmäßig am meisten in die Heimat zurückversetzt hatte, war komischerweise die Musik. Trotz Regen machten die Japaner, auch außerhalb des Zeltes, ordentlich Party. Auf den Tischen stehen und Polonaise-Laufen inklusive.
Kaum im Zelt waren wir schon mit drei Salarymen ins Gespräch gekommen Sie sind direkt nach der Arbeit hergekommen. Einer der 3 war regelmäßig in Deutschland und hatte die Idee. Sein Interessensgebiet: Deutsche Heavy Metal Musik und natürlich Reisen in Deutschland.

Ein zweites Maas Bier musste dann doch noch her, denn es hat riesig Spaß gemacht sich mit den Japanern zu unterhalten und sich die Leute, beim Feiern zu deutscher Volksmusik, Bayrischen Gejodel und mit deutschen Bier und Würstchen, anzugucken. Kaum vorstellbar oder? Um halb 10 ging das Personal durchs Zelt und bat alle höflichst um Verständnis, dafür das jetzt Feierabend ist. Von Mai bis Oktober gibt es in und um Tokyo einige Oktoberfeste aber ich denke ein Besuch eines „Oktoberfestes“ in Japan reicht mir dann doch erstmal.
Beim Anschließendem Kushikatsu (fritierte Spieße) essen

Freitag, 19. Juni 2009

Ausflug in die japanischen Alpen (Nagano-ken) mit meiner Gastfamilie

Freitagmorgen um 5 Uhr ging die Reise los. Mit 3 Autos und 14 Mann sind wir aufs Land oder besser, in die Berge gefahren, die auch als Japanische Alpen bezeichnet werden. Nach einem Tempelbesuch gab es unagi (Aal) zu Mittag. Die Vorspeise war eine ganz besondere Spezialität. In einer süßen Soße gebratene Insekten. Hm lecker. Ne hat wirklich gut geschmeckt. Aber ich denke das lag nur an der süßen Soße die jeden anderen Geschmack übertönt. Und man musste die Vorstellung, dass man gerade ein Insekt isst beiseite schieben. Dennoch waren das Gefühl und auch der Anblick etwas komisch. Die Insekten waren völlig unversehrt. Jedes Bein, ja jedes Einzelteil war noch dran und wurde mitgegessen. Viele Europäer denken in Japan isst man alles. Meine Antwort lautet immer: „Ich weiß es nicht genau, aber für China mag das ja richtig sein, aber in Japan isst man keine Hunde etc“. Hin und wieder jedoch gibt es dann doch etwas ungewohnte Köstlichkeiten serviert. Neulich bin ich auf rohes Pferd gestoßen. Auch bei frittiertem Fisch wird oft alles mitgegessen, was einmal zum Fisch gehörte. Von Kopf, incl. Auge bis zum Schwanz.
Gegen 4 Uhr sind wir dann in ein Dorf gefahren, dass so gut wie nur aus kleinen Pensionen bestand und in den Bergen klebte. Es hätte genauso gut in den deutschen Alpen sein können.
Anschließend haben wir uns eine freie Grasfläche gesucht, was in Tokyo ja nicht so einfach ist. Oder besser gesagt - unmöglich. Dort hieß es dann relaxen und bei sonnigen, angenehmen 25 Grad Frisbee spielen. Wir waren ein guter Mix aus 8 bis ca. 60 jährigen. Ein Amerikaner (Erik, 29) der schon ein paar Jahr in Japan lebt, eine Italienerin, (Juliana, Anfang 20), eine Koreanerin die insgesamt auch schon einige Jahre in Japan gelebt hat, der derzeitige Besuch aus Frankreich, (Emanuel ca. 40) und ich waren die ausländische Beteiligung. 
Am nächsten Tag haben wir gemeinsam gefrühstückt und uns dann auf eine Art Farm begeben. Hier konnte man doch tatsächlich eine Kuh sehen und füttern. Für die Japaner ein Highlight, das natürlich auch kräftig abgelichtet wurde. So ein Foto mit einer Kuh. Wer weiß wann man wieder die Gelegenheit dazu hat.:-) Für mich sehr witzig. Ich habe Ihnen erzählt dass ich quasi mit Kühen aufgewachsen bin und dass unser Nachbar als Bauer jeder Kuh einen Namen gibt und den Namen von jeder Kuh kennt. (an dieser Stelle schöne Grüße an Heinzi und den Rest der Landwehr-crew)

Ich bin froh dass ich mitgefahren bin und es hat mir viel Spaß gemacht da alle so offen waren und man so viel japanisch reden konnte. Außerdem ein weiterer Beweis das Japan nicht nur aus Beton und Menschenmassen besteht. Wunderschöne Natur. Berge, Wald und freier Himmel soweit das Auge reicht. Auch schon im Auto hatte man manchmal das Gefühl es könnte im Schwarzwald sein.

Stammtisch der Jungen Gemeinschaft der JDG

An einem Sonntag im April stand wohl die bisher größte Herausforderung an, der ich mich bis jetzt bei der Arbeit als Praktikant bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft stellen musste. Der monatliche Stammtisch wurde diesmal viel größer aufgezogen als normal. Er fand im Goethe Institut statt und es nahmen nicht nur Vertreter des Goethe Institutes, des DAAD und aller Japanisch-Deutschen Gesellschaften teil sondern auch der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Herr Hans-Joachim Daeer höchst persönlich. Insgesamt kamen über 100 Gäste. Es wurden einige Grußworte und Reden gehalten. Der Höhepunkt war sicherlich die Rede des Botschafters. Anschließend gab es dann Buffet und - Gott ich danke dir - Bier.
Denn meine Aufgabe war es den Moderator zu spielen. Obwohl, oder vielleicht gerade weil ich es auf Deutsch machen sollte, war ich sehr aufgeregt. Kurze Erklärung: Auf Japanisch ist ein Fehler, Versprecher normal. Jeder weiß, dass ich kein Muttersprachler bin. Auf Deutsch ist ein Versprecher peinlich und unangenehm. Auf Japanisch nicht!
Frau Kobayashi war für die Moderation auf Japanisch zuständig. So waren wir unsere gegenseitigen Dolmetscher. Also konnten wir auch den Druck auf uns aufteilen. Das hat mir sehr geholfen.
Als alles geschafft war gab es beim anschließenden Buffet und Bier ein persönliches: „Vielen Dank für die Moderation“ von Herrn Daeer und von dem Toast aussprechenden Mercedes Vertreter, Dies tat mir sehr gut und ich habe es als großes Lob empfunden.
Jetzt gab es endlich Zeit für Bier, Buffet und viel Kommunikation mit sämtlichen Gästen. Mal auf Deutsch, mal auf Japanisch, mal auf Englisch, mal mit jungen japanischen Studenten, mal mit anderen Deutschen, die in Japan Praktikum machen oder arbeiten und mal mit älteren Japanern, die Mitglieder in der Japanisch-Deutschen Gesellschaft sind. Verblüffend find ich dann immer, wenn diese Herren um die 70 sind, aber fließend Deutsch sprechen können.

Dann ging der anstrengende Sonntagnachmittag, der mittlerweile zum Abend geworden war, langsam zu Ende und ich war froh, dass ich es halbwegs gut über die Bühne gebracht habe

Sonntag, 7. Juni 2009

Futsal charity Tunier フットサルチャリティートーナメント

 Nach einer langen Fußballpause hatte ich endlich wieder einmal Gelegenheit Fußball zu spielen. Wenn man in Japan in der Arbeitswelt angekommen ist, bleibt kaum noch Zeit für Sport. Die meisten Japaner treiben von frühster Kindheit bis zur Uni-Zeit regelmäßig Sport. Die Clubs und Circle in den sie ihre Lieblingssportarten ausüben werden von der Schule oder von der Universität angeboten. Wenn sie dann aber Ihren Abschluss machen und anfangen zu arbeiten, wird die Zeit knapp, denn ein gewöhnlicher Arbeitstag in Japan geht von 9, halb 10 morgens bis 18:00, 19:00 Uhr abends. Die Stunde Anfahrt, die Stunde Heimfahrt und die anschließenden „Trinkgelage“ der Firmen nicht inbegriffen.
An einem Abend als ich mal wieder mit meinem bulgarischen Kommilitonen Orlin in Shibuya ein paar Bier trinken war, haben wir ein paar Studenten kennen gelernt. Es stellte sich heraus, dass Juichi, einer der Studenten, ab und zu Benefiz-Fußballturniere organisiert.
Ein paar Wochen später war es so weit। Gesponsert von Coca Cola ging es ab. Die Mannschaften wurden wild gemixt. Es waren Fußball begeisterte Studenten und Studentinnen von vielen verschiedenen Universitäten anwesend. Insgesamt ca. 70 Teilnehmer. Juichi und sein Organisationsteam ließen Bälle rum gehen, auf denen eine Botschaft geschrieben wurde. Die Bälle und einige Geschenke werden nach Nepal verschickt um den Kindern und Jugendlichen dort, mehr Freude am Leben zu geben. Juichi und sein Team fahren selber im nächsten Oktober nach Nepal um mit ihren Altersgenossen zu kicken.

Nach dem Turnier haben sie mich noch zu einem Nomikai (Trinktreffen) inklusive Essen eingeladen. Eine super Truppe mit viel Herz und Spaß am Leben.

Freitag, 29. Mai 2009

Sanja-Matsuri 三社祭りin Asakusa 浅草

Eins der größten schintoistischen Feste in Tokyo ist das Sanjo-O-Matsuri. Das Fest wird veranstaltet zum Andenken der drei Gründer des Senso-ji, des Tempels in Asakusa. In Japan findet man oft einen Tempel und einen Schrein auf einem Fleck. Viele Japaner fühlen sich sowohl zum Schintoismus als auch zum Buddhismus hingezogen und gehören auch beiden Religionen an. Das Festival findet jedes Jahr am 3. Mai-Wochenende statt.

Am Sonntag gegen Abend habe ich mich mit ein paar Japanern getroffen um zuzusehen wie einer der 3 Mikoshi神輿, tragbarer Schrein, zurück in den Tempel Senso-ji gebracht wird. Dies sollte allerdings erst gegen 8 Uhr geschehen daher haben wir uns zuvor durch die Menschenmassen gequetscht und die Tempelanlage angeguckt und an den kleinen Buden hier und da etwas gegessen. Anschließend sind wir noch in ein Yakitori-Laden 焼き鳥(Hähnchenspieße) gegangen wo uns ein Ojisan 伯父さん(älterer Herr) versucht hat die Kultur und den Grund des Festes näher zu bringen.

Die Hauptaussage die bei mir hängen geblieben ist, ist dass in jedem Land schon von je her ein Kräftemessen der Männer stattgefunden hat. So wie z.B. das Stier jagen in Spanien gibt es in Japan auch religiöse Feste bei denen die Manneskraft und viel Mut gefragt ist. Eine etwas ungewöhnliche aber sehr interessante Betrachtungsweise.

Bei dem Sanja-Matsuri werden die großen schweren tragbaren Schreine den ganzen Tag von verschiedenen Gruppen, die traditionelle Kleidung tragen, durch die Straßen gewuchtet Dabei geht es gar nicht mal immer um die Entfernung Zwischendurch tragen sie die mit gold beschmückte riesige Truhe von einer Kreuzung zur nächsten und zurück und bleiben immer auf den Kreuzungen stehen und schaukeln die Truhe hoch und runter. Hierbei werden, unter Jubeln der Zuschauer und Touristen, laute Gesänge ausgestoßen. Aufgrund der heftigen Schaukelei soll die Kraft des Kami (Gott) der symbolisch in dem Schrein sitzt intensiviert werden. Dies wiederum soll dann Glück bringen.

Ein sehr interessantes und witziges Schauspiel. Viele Japaner nehmen dies auch als Grund Bier zu trinken, sich zu verkleiden, halb nackt rum zu laufen und oder sich ein bisschen daneben zu benehmen.

Hierzu 2 Videos:


Ein kleiner Mikoshi in einer Seitenstraße.


Mikoshi wird durch das berühmte Tor getragen.

Freitag, 15. Mai 2009

Kyoto, Tradition und Moderne

Da, wenn man über Japan spricht, der Stadt Kyoto immer ganz besonderen Wert zugemessen wird, habe ich mal versucht den Charakter und die Bedeutung der Stadt in einem Bericht zusammen zu fassen
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Kyoto, einst die Hauptstadt Japans (794 bis 1869), liegt in einem Tal und ist von einigen Bergen umgeben. Dies führt jedes Jahr zu einem extrem heißen Sommer und zu kühlen Wintermonaten. Wie viele andere Städte ist die Stadt im Schachbrettmuster angelegt und liegt auf der Hauptinsel Honshu.
Nirgendwo sonst kann man so viele Tempel und Schreine bestaunen wie in Kyoto. Bei einem Besuch im Tempel werden die Schuhe ausgezogen und man kann für ein paar Minuten die Hektik und den Stress entfliehen der sonst in Japans Städten überall unübersehbar und unausweichlich ist. 
Auf meinen täglichen morgendlichen Weg zur Arbeit in Tokyo hetzen die Japaner an mir vorbei als wenn sie allesamt zu spät dran wären. Nicht selten legen sie, auch trotz Stöckelschuhen, auch mal einen kleinen Joggingmarathon ein. Man wird quasi mitgerissen und geht selber auch schnell und zügig. Manchmal versuche ich mich bewusst zu bremsen und sage mir: „Hallo du bist nicht zu spät, und außerdem kein Japaner“.
Zurück nach Kyoto, zurück in die Ruhe und Stille eines alten Tempels sofern er nicht gerade überlaufen ist von Touristen. Einige dieser Tempel und Schreine in Kyoto zu besuchen lohnt, denn nirgendwo sonst gibt es so viele, gut erhaltene, strahlende und schöne Tempel und Schreine in Japan. Während Tokyo das politische und wirtschaftliche Zentrum ist, ist Kyoto das traditionelle, kulturelle und historische Zentrum Japans. Jedoch unterscheidet sich Kyoto auf den ersten Blick kaum von anderen Großstädten in Japan (1,4 Mio Einwohner). In der Innenstadt drängen sich die Menschen durch die Straßen, es herrscht viel Verkehr, es dröhnt die Musik aus den Pachinkohallen, es gibt viele moderne Einkaufspassagen und auch hier beherrscht der Hightech den Alltag.
Die Tempelanlagen Kyotos an den Bergen mit den dazugehörigen Parkanalgen dagegen, können zu bestimmten Jahreszeiten, wie zur Kirschblüte oder wenn es schneit, wie wunderschöne Märchendörfer wirken. Neben den großen Tempelanlagen sind auch die kleinen Straßen und Viertel einen Besuch wert. Zum Beispiel im Stadtviertel Gion sind noch viele alte und exklusive Teehäuser, traditionell japanische Restaurants, washoku, und Geisha-Ankleidhäuser zu finden. Mit ein bisschen Glück, oder zur richtigen Zeit, kann man hier und da auch eine Geisha oder zumindest eine Maiko (eine junge, lernende Geisha) erspähen।

Die washoku’s sind oft, in mit Holz betäfelten Häusern, in den Seitenstraßen versteckt. Man ißt auf dem Tatamiboden und ist von den anderen Gästen durch Schiebewände, den so genannten Shoji, getrennt. Allerdings ist das Essen in einem washoku auch ein sehr teures Vergnügen.
Auch im Kern der Stadt kann man, neben den modernen bunten und überlaufenden Straßen, kleine enge Gassen entdecken mit alten Holzhäusern, Läden die traditionelles Handwerk verkaufen und kleine angelegte Flüße, an den sich Kirschbäume reihen. Auf der einen Seite die kleine, ruhige Straße und die Bäume, auf der anderen Seite direkt an den Fluß eine Häuserreihe. Viele der Häuser sind kleine Restaurants und Cafes. Es hat durchaus ein romantisches Flair. Auch kleine versteckte Tempel in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und wunderschön gestaltete Gärten die, wie mir ein weiser Japaner erklärte zu jeder Jahreszeit schön aussehen verzieren das Stadtbild.
Kyoto, die Stadt der vielen Tempel, Kyoto das traditionelle Japan ist für einen Japanbesuch unvermeidbar. Es gibt nicht nur schöne Tempel und Schreine sondern auch alte traditionelle Häuser, kleine Gassen, eine große Essensvielfalt und vieles mehr zu entdecken. Die Bewohner der Stadt gelten als konservativ, traditionell und sind stolz auf ihr Dialekt, ihre traditionelles Handwerk und ihre jahrhundertealten Tempel.

Samstag, 2. Mai 2009

Meine Eltern in Japan

Endlich war es so weit und ich konnte meinen Eltern mein wunderbares, schönes aber auch verrücktes und hektisches Japan zeigen. Ein Land in dem man in der überfüllten Metro mit offenen Handtaschen fahren kann ohne Angst haben zu müssen, dass etwas geklaut wird. Ein Land, das es versteht Tradition und Moderne zu verbinden. Ein Land, in dem die Toiletten eine Sitzheizung haben. Ein Land, in dem das Wahrzeichen, der Fuji-san, nicht als Berg sondern als einer von uns, also als Mensch wahrgenommen wird. Und auch ein Land, in dem die Menschen jeden Tag zu Millionen in die Geschäftsviertel von Tokyo strömen. Allein am Bahnhof Shinjuku werden jeden Tag 3,5 Millionen Menschen abgefertigt.
Zuerst haben wir uns für ein paar Tage die Sehenswürdigkeiten in Kyoto angeguckt Anschließend sind wir nach Tokyo gefahren und meine Eltern konnten ein paar Tage bei meinen Gasteltern in Wakabayashi (westlich von Shibuya) übernachten. Nach dem Wahnsinn Großstadt Tokyo haben wir uns noch ein verlängertes Wochenende auf der Insel Shikoku gegönnt, bevor meine Eltern sich wieder auf den Weg nach Hause gemacht haben.

Okonomiyaki in Kyoto
In einer ruhigen Seitenstraße von Kyoto haben wir ein sehr schönes Erlebnis in einem Okonomiyaki Restaurant gehabt. Okonomiyaki ist „bake as you like“ oder „Japanische Pizza“. Es wird auf einer freien, großen Kochplatte Kohl, Fleisch, Nudeln oder eben as you like in einer Teichmischung gebacken. Am Ende kommt das I-Tüpfelchen die süße Sauce. Das ganze wird dann noch mit etwas Mayo und Kotsuobushi (getrockneter und zerriebener Fisch) verziert. Durch die Hitze bewegt sich der getrocknete Fisch. Wir waren kaputt vom vielen Sightseeing und hatten ein bisschen Hunger. Jedoch war es halb drei und keine Essenszeit. Dennoch wurden wir freundlich begrüßt und das junge Paar machte uns unglaublich leckeres Okonomiyaki. Obwohl wir die einzigen im Restaurant waren hat es sehr viel Spaß gemacht und wir haben uns mit dem jungen Pärchen, das das Restaurant betreibt gut unterhalten. Aus einem kurzen Mittagssnack wurden 2 Stunden mit Unterhaltung, Staunen über die Zubereitung von Okonomiyaki und Kulturaustausch.
 
Yakitori in Ueno
Nach langen Bummeln durch die engen Straßen im Tokyoter Stadtteil, Ueno, mit Fischständen und Klamottenläden wollten wir eine Kleinigkeit zu Mittag essen. Mein Vater war ganz scharf auf diese Hähnchenspieße. Er meinte natürlich Yakitori. Also suchten wir einen alten typischen Yakitori-Laden. Leider war der kleine Laden völlig überfüllt doch die Bedienung schickte uns etwa 50 mtr. in eine Seitenstraße wo der Laden einen zweiten Standort hatte. Wir aßen einige Spieße mit Flisch, Lauch, Shitake usw. Mein Vater redete die ganze Zeit davon, dass zu solchen, auf den Grill zubereiteten Spießen jawohl ein ordentliches Bier gehört. Er hatte zwar recht aber meine Mutter und ich wollten nicht schon wieder Bier. Und dazu noch zu Mittag. Also haben wir ihm geraten, er solle doch Bier bestellen aber wir möchten nichts. Gegessen, bezahlt und kurz vorm aufstehen, saß sich ein älteres Ehepaar an unseren Tisch an dem vorher einige besoffene Japaner saßen die sich mit Sake am Leben erfreuten Irgendwie kam es dazu, dass wir mit dem Ehepaar ins Gespräch kamen Keine 10 min später standen drei große Flaschen Bier auf dem Tisch Mein Vater zeigte Fotos aus Stocksdorf und wir saßen mit den beiden zusammen und haben immer wieder angestoßen. Ich habe als Dolmetscher fungiert und wir versackten regelrecht in den urigen, traditionellen und verratzten Yakitori-Laden.

Unagi (Aal) essen mit meiner Gastfamilie
Besuch bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft
Mama mit zwei traditionell gekleideten Japanerinnen
Relaxen nach einer Teezeremonie inTakamatsu (Shikoku)
Papa und mein Freund Tetsuya in einem alten Restaurant unter den Bahnlinien